Alexandra Leykauf – "Brücken"
Konzept:
Mein Vorschlag bezieht sich auf die zukünftige ministerielle Nutzung und außerdem auf die besondere Lage des Gebäudes direkt an der ehemaligen Grenze zwischen West- und Ostberlin. Außenpolitik fängt bei unseren Nachbarländern an und baut Brücken in diese.
Die Brücke als Metapher habe ich hier konkret umgesetzt und möchte mit meinem Entwurf neun Brücken thematisieren, die Deutschland mit jeweils einem Nachbarland verbinden und dabei einen Grenzfluss überspannen. Für die vorgeschlagene neunteilige Arbeit plane ich Brücken – auf der Mitte der Brücke und
somit genau auf der Grenze stehend – jeweils flussauf- und flussabwärts zu fotografieren.
Zu sehen ist somit der Brückenrand mit Geländer und der auf den Horizont zulaufende Fluss. Werden die beiden Fotos Unterkante an Unterkante zusammengesetzt verbindet also die Brücke das neu entstandene Bild horizontal in der Mitte, während sich die beiden Flussufer und somit die beiden durch den Fluss geteilten Länder links und rechts über die Nahtstelle der beiden Einzelbilder hinweg fortsetzen. Bisher habe ich eine Brücke über den Inn zwischen Österreich und Deutschland fotografiert und aus diesen Fotos das Beispielbild auf den Plänen und die Materialprobe erstellt. Die verbleibenden acht Brücken habe ich vorläufig mit Hilfe von Google street view ausgewählt. Hierbei war ich allerdings durch die Verfügbarkeit von street view Ansichten beschränkt. Die letztendliche Auswahl werde ich unter den Aspekten größtmögliche Bedeutsamkeit (das heißt größtmöglicher Verkehrsstrom) und formal ästhetische Qualität (zum Beispiel Klarheit der Perspektive) treffen. Dadurch ergibt sich unabhängig vom Konzept der Arbeit auch eine zeitgenössische Dokumentation mitteleuropäischer Landschaften die sich teilweise pittoresk, teilweise unspektakulär und industriell geprägt zeigen.
Die zusammengesetzten Fotografien sollen als Siebdrucke auf Aluminiumplatten umgesetzt werden und nach dem Druck in der Mitte in einem stumpfen Winkel gefaltet werden. Die Platten verkürzen sich dadurch und nehmen an der Wand eine Fläche von 80cm x 80 cm ein während sie 30 cm in den Raum
greifen. Die vorgeschlagene ca. 31 Meter lange Wand ist im geplanten Gebäude so situiert, dass sich ihr Nutzer und Besucher hauptsächlich von zwei rechts und links anschließenden Bürofluren nähern.
Auch die Erschließung über die vor ihr liegende Treppe erlaubt keine frontale Übersicht. Deshalb ist mein Entwurf so konzipiert, dass er am besten während des Vorbeilaufens zur Geltung kommt. Durch die vertikale Faltung der Bilder entstehen während des Vorbeilaufens verschiedene Ansichten. Mit dem Blick werden dabei die auf der Faltkante liegenden Grenzen überwunden wobei die verbindenden Brücken horizontal über alle neuen Einzelbilder hinweg auf einer Linie liegen. Die deutschen Ufer liegen nicht einheitlich rechts oder links wodurch sich von der einen oder anderen Seite kommend jeweils eine
neue Kombination an Ländern ergibt. Die Arbeit wird voraussichtlich durch die zusätzliche einseitige Beleuchtung über die Fensterfront an der Terrassenseite eine plastische Wirkung entfalten.
Beurteilung durch das Perisgericht:
Die vertikal gefaltete Arbeit überzeugt durch eine äußerst gelungene, dreidimensionale Umsetzung – eine sehr intelligente Idee. Sie eröffnet verschiedene Perspektiven von einem Standort aus und besticht durch die schöne formale Strenge. Ohne Rahmen wirkt sie zusätzlich objekthaft. Man muss sich bewegen, um die unterschiedlichen Ansichten zu entdecken, wodurch die Arbeit aktiv erfahrbar wird. Besonders gelungen ist, wie sie Brücken schlägt und Grenzen verbindet. Auch in der Reihe gelesen bleibt sie interessant und eröffnet immer wieder neue Blickwinkel.
Die Faltung ist ein schöner Ansatz, der die Bilder jedoch nicht wirklich erweitert und nicht vollständig funktioniert. Die Arbeiten halten in der Einschätzung des Preisgerichts den alltäglichen Bewegungen im Raum nicht stand - Als Objekte stehen sie zu weit in den Raum. Positiv ist die intelligente Lösung der Hängung, die Spannung erzeugt, ebenso wie die „Spiegelung“ die einen Perspektivwechsel zwischen zwei Ländern vermittelt. Die räumliche Umsetzung wirkt in der Darstellung insgesamt jedoch wenig glücklich, und die Schwarz-Weiß-Darstellung verliert über die Zeit möglicherweise an Reiz.
Visualisierung: Alexandra Leykauf