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Anna Borgman - "Das Wesen der Dinge"

Konzept: Betritt man das Gebäude wird man im Foyer von einer Reihe kleiner Wesen willkommen geheißen. Sie strahlen golden im Licht und muten Freundlichkeit an, als würden sie „Kommen Sie herein“ sagen. Bei nähere Betrachtung fällt aber auf, dass sie alle mit einer eckigen Glashaube bedeckt sind. Es ist eine Andeutung, dass die Figuren geschützt werden müssen. Oder vielleicht umgekehrt, die Besuchenden müssen vor ihnen geschützt werden…

Der Entwurf ist ein spielerischer Umgang mit dem vielfältigen Thema Strahlenschutz. Der Begriff Strahlung umfasst sehr viele unterschiedliche Bereiche und ist in seinem Wesen mehrdeutig. Es gibt Strahlungsformen ohne die wir nicht leben können: Die Erde wäre ohne die Sonne tot. Und die gesamte Gesellschaft genießt enorme Errungenschaften durch das Verwenden der ionisierenden Strahlung. Gleichzeitig kann die Strahlung gefährlich sein, sie kann tödlich werden. Wir müssen uns davor zu schützen wissen.

Die wissenschaftlichen Darstellungen der verschiedenen Themengebiete des BfS dienen als Ausgangspunkt für das Aussehen der Figuren. Inspiriert von den Grafiken der elektromagnetischen Felder, die Darstellung der Wellenlängen, Kernumwandlung, die Fluoreszenzmikroskopie, die Piktogramme von Mobilfunkantennen u.s.w. wird eine eigene Formensprache entwickelt. Alles wird auf fantasievolle Weise neu zusammengefügt und bildet eine Sammlung aus 37 vergoldeten Wesen. Der hohe Reflexionsgrad des Edelmetalls bringt sie zum strahlen.

Die Größe eines Mobilmastes schrumpft und setzt sich mit einem Atomkern in enormer Vergrößerung zusammen. Die Maßstäblichkeit der Forschungsgebiete wird somit ungewohnt zusammengewürfelt.
Zudem haben zwei Quarze ihren Weg ins Repertoire gefunden: ein reiner Quarz (Bergkristall) und ein schwarzer Quarz (Morion). Ein Verweis darauf, dass in beinahe jedem technischen Gerät Kristalle (Halbleiter) verbaut sind.

Der Titel „Das Wesen der Dinge“ spielt mit dem Verweis auf das literarische Werk von Titus Lukrez „De Rerum Natura“.* Der römische Naturphilosoph hat unter anderem über den Aufbau der Welt aus Atomen und die Bewegung der Atome geschrieben. Seine Vorstellungen zur Atomistik kann als früher Vorläufer der Modernen Wissenschaften gesehen werden. Gleichzeitig bedeutet das Wort Wesen auch etwas Imaginäres, was eine lebendige Gestalt annimmt.

Das Foyer eines Hauses hat eine repräsentative Funktion. Hier kann der Hausherr*in ihre/ seine Position zeigen, bevor die weiteren Räume eines Gebäudes betreten werden. Der hier präsentierte Entwurf unterstützt diese Funktion. Das Gold der Figuren steht für etwas Hochwertiges, es hat Bedeutung was in diesem Hause geschieht.
Mit dem Entwurf „Das Wesen der Dinge“ werden Erwartungen geweckt und Verweise darauf gegeben, was im Hausinnern erforscht wird, ein Prolog zum weiteren Raumgefüge. So vielseitig die Aufgaben der Bundesamt für Strahlenschutz sind, so vielseitig sind die Strahlenwesen in den Vitrinen.

Beurteilung durch das Preisgericht:

Der Entwurf wirkt besonders durch seine Zurückhaltung ansprechend. Es erscheint spontan sehr greifbar, bleibt jedoch auch auf längere Sicht im positiven Sinne mehrdeutig und interpretierbar. Die Gestaltung der Objekte in Gold verleiht den Objekten etwas Transzendentales und Wertvolles. Ihr Modellcharakter wirkt denkanregend und ihre Zeichenhaftigkeit verweist auf Sprache oder antike Schriftformen.