Bettina Bürkle - "O.T. " (Wandobjekte aus Acrylglas)

Konzept: Ausgehend von meinen minimalistischen Objekten mit Acrylglas möchte ich mich zunächst auf die Architektur des Gebäudes bzw. auf die beiden Flur- und Aufenthalts-bereiche beziehen. Es gibt kaum zu bespielende Wände, dafür fallen v.a. im EG die Pfeiler auf und die Öffnung nach draußen zum Innenhof, zum Licht.

Ich schlage für jeden der beiden Bereiche im Erdgeschoß 4-5 Schiebeobjekte vor, die mit Ihrer Rückseite in unterschiedlichen Höhen an den Pfeilern befestigt werden (so, dass sie niemanden behindern). Gleichzeitig ragen sie aber in verschiedene Richtungen sichtbar in den Raum. Sie könnten auch verschiedene Bewegungsrichtungen der durchgehenden Mitarbeiter bzw. Besucher andeuten. Je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, zeigen sich die Objekte anders oder es gibt sogar Überschneidungen. In leicht abgeänderter Form könnten die Objekte theoretisch auch in den Flurbereichen der anderen Geschosse installiert werden.

In meinen Arbeiten geht es um Farbe, Licht und Raum. Die Materialien sind industriell gefertigte Werkstoffe wie Aluminium und Acrylglas. Die Arbeiten leben davon, aus verschiedenen Perspektiven allansichtig zu sein; sie gleichen Modellen von Lichtarchitekturen. Mal befinden sie sich auf Augenhöhe mit den Betrachtern, bei der vorhandenen Raumhöhe von fast 4 Metern können sie aber auch wesentlich höher gehängt werden und den Betrachter zu Bewegung und Blickwechseln animieren – der Raum wird zum interessanten Beobachtungs- und Aufenthaltsort. Kunst und Ort sollen sich idealerweise verbinden.

Bereits früher habe ich mich auf das Fenster als ikonographischen Ausgangspunkt bezogen, weil sich damit eines der Grundkonzepte des Bildes verbindet, die Vermittlung zwischen zwei Räumen: Innen und Außen. Je nach Standpunkt und Hängung sieht man einmal mehr die leuchtenden Kanten oder von der Seite die sich überschneidenden  Farbflächen der Objekte an den Pfeilern. Damit eine Farbmischung möglich ist, habe ich vor mehr als 20 Jahren begonnen, mit dem transluzenten Material Acrylglas zu arbeiten. Die sogenannten „Schiebeobjekte“ ermöglichen eine frei variierbare Staffelung und Überlagerung von Farbräumen, um veränderliche Farbqualitäten, Lichtbrechungen und Schattenwürfe für den Betrachter erfahrbar zu machen. 

Als Ergänzung zu den Objekten an den Pfeilern schlage ich im Übergang für jeden Flurbereich ein weiteres Objekt für eine etwas größere Wand vor (siehe Grundrißpläne): Ein „großes Schiebeobjekt“ (HxBxT ca. 90x150x17 cm) für Flur West und ein Wandobjekt mit dem Titel „Farbspeicher / Lichtspeicher“ (HxBxT ca. 80x80x17cm) für Flur Ost.  V.a. bei letzterem Objekt spielen die leuchtenden Kanten der Gläser eine große Rolle – siehe Fotos von vergleichbaren bestehenden Objekten auf dem Plan (EG Ost).

Das Volumen, die Farbe, das Licht und die Perspektive der Wahrnehmung sind Thema und werden zur konkreten Erfahrung der Arbeit. Die Glasfassade bringt Licht ins Gebäudeinnere, die farbigen Gläser verstärken dies in der Wahrnehmung. Ein geheimnisvolles inwendiges Strahlen geht dabei in jedem Fall von den Kanten der einzelnen durchscheinenden Gläser aus, als würden diese von einer unsichtbaren elektrischen Quelle gespeist.

Dieses Strahlen des Acrylglases und seiner Kanten (bei bestimmten, sogenannten Lisafarben = Lichtsammelfarben) stellt sichtbar und gedanklich einen positiven Bezug zur Aufgabe des Gebäudes her, dem Strahlenschutz, denn natürlich sind diese Strahlen nicht sichtbar. Das wechselnde Licht im Laufe eines Tages, aber auch im Verlauf der Jahreszeiten spielt dabei ebenfalls eine Rolle in der Wahrnehmung der Objekte.

Beurteilung durch das Peisgericht:

Vom Preisgericht wird die intensive Lichtwirkung der Kanten der Plexiglasscheiben als beeindruckend und assoziationsreich empfunden, da sie im positiven Sinn die Energie von Lichtstrahlung symbolisieren kann. Die farbigen Kompositionen wirken im Raum sehr ästhetisch, auch wenn die Objekte mit den Themen des BfS nur am Rande zu tun haben.