Birgit Schuh

S I L B E R S T R E I F

In changierenden Silbergrau-, Blau- und Goldgelb-Tönen erstreckt sich eine Bemalung über rund zwei Drittel der Deckenfläche der Magistrale mit angrenzenden Aufenthaltsbereichen und setzt sich im oberen Bereich der nordöstlichen Wandfläche fort:
Riesige Buchstaben werden zu geometrischen Formen und durch deren perspektivische Verlängerungen schließlich zu illusionistischen, räumlichen Körpern. Dabei sind diese nicht unmittelbar zu entschlüsseln, denn das große Format dieser Formen wird durch Türen, angrenzende Flure und Toilettenräume unterbrochen. Hinzu kommt der Wechsel von waagerechten zu senkrechten Flächen: beim Absatz zur niedrigeren Decke im Flurbereich und ein zweites Mal auf die dahinter liegende Wandfläche.

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Die rhythmische, lineare Wiederholung der Konturen in der perspektivischen Verlängerung verleiht diesen Flächen eine weitere Dynamik, die ebenfalls durch das Kippen von horizontalen zu vertikalen Bereichen gesteigert wird. So entsteht aus dem Wortbild eine nahezu abstrakte Gestaltung mit räumlicher Tiefenwirkung, die an Gewölbedecken oder sakrale Ausgestaltungen erinnern lässt.

Der Begriff SILBERSTREIF muss nicht zwingend lesbar sein, kann aber durch Bewegung entlang der verschiedenen Bereiche der Magistrale entschlüsselt werden. SILBERSTREIF, meist verwendet als Gesamtausdruck „Silberstreif am Horizont“, steht für einen Ansatz zu einer neuen, hoffnungsvollen Entwicklung.

Der Schwerpunkt der Gestaltung liegt zum einen im Bereich des großen Warteraums, der über die Brücke erreicht wird und so den Interims-Gebäudezugang bildet; außerdem in der Halle, die zukünftig zum Hauptzugang werden soll. In diesem zweigeschossigen Bereich kann die Deckengestaltung dann auch aus größerer Distanz vom Erdgeschoss aus erlebt werden, was die Assoziation eines ausgemalten Deckengewölbes noch verstärkt.

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Die Farbgebung wirkt luftig leicht und lädt beim Warten zum imaginären Blick in den Himmel ein. Die verschiedenen Formen bieten nahezu beiläufig Orientierung: die Buchstaben LBE erstrecken sich über den großen Warteraum, STR bedeckt die Decke der Halle. Die Bemalung der Wandfläche endet im oberen Drittel der Türen, wodurch interessante Einschnitte in die Formen entstehen und der Blick nach oben gelenkt wird. Zugleich liegt die Gestaltung deutlich über der Hauptbeanspruchung der Wände, was der Lebensdauer und Pflege der künstlerischen Intervention zugutekommen dürfte.

Bei der Bemalung wird der lebendige Charakter der Handzeichnung des Entwurfs übertragen, indem unter anderem mit Lasurtechniken und von Hand gezogenen Linien gearbeitet wird. Zugleich sind die geometrischen Formen exakt konstruiert. Ihre Beziehung zueinander und die Setzung im Raum ist klar definiert. Es entsteht somit ein spannungsvolles Verhältnis zwischen präziser Ausführung mit klaren Formen einerseits und organischen Strukturen andererseits.