Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Boris Petrovsky - "FLUCHTIMPULSE"

Konzept:
An der Westfassade des THW Trossingen entfaltet sich die Installation Fluchtimpulse: Eine aus 36 kreisförmigen LED-Signalleuchten gebildete Figur – dem internationalen Fluchtwegpiktogramm entlehnt – erscheint als dynamisch durchpulstes Lichtzeichen. Die Lichtpunkte blinken in weißen und roten Rhythmen, die sich nur minimal voneinander unterscheiden, für kurze Augenblicke synchronisieren und sich dann wieder auseinanderdriften lassen.
So wird das starre, zeichenhafte Piktogramm, das in seiner Normung Bewegung stillstellt, durch polyrhythmische Lichtimpulse in einen Zustand vibrierender Spannung versetzt. Die Figur wirkt animiert, aufgeladen, beinahe emotional durchpulst – zwischen Signal, Bild und performativer Erscheinung.
Mit Fluchtimpulse wird die Spannung zwischen funktionalen Prämissen – die im Katastrophenfall klare Handlungsfähigkeit sichern sollen – und den komplexen kulturellen Prämissen des gesellschaftlichen Alltags verhandelt. Diese funktionalen Muster dringen zunehmend in politische und soziale Felder ein, wo sie Gefahr laufen, sich zu verabsolutieren: als unverrückbare Logik des Schutzes und der Prävention, die sich nicht mehr hinterfragen lässt

1. Aufbau / Prinzip
Die Installation befindet sich auf Höhe des ersten Stockwerks an der Westfassade des Gebäudes. 36 kreisförmige Signalleuchten bilden eine grob gerasterte, in Lichtpunkte gepixelte Figur. Entlehnt ist sie dem ISO-7010-Piktogramm einer flüchtenden Person, die in nach vorn geneigter Haltung den Weg ins Freie weist.
Im Kunstwerk läuft diese Figur – gleichsam virtuell – in Richtung des Haupttors, durch das die Einsatzfahrzeuge das THW-Gelände verlassen. Zugleich ist durch die Fenster im Hintergrund die tatsächliche Fluchtweg-Signalisation des Gebäudes sichtbar. Die künstlerische und die funktionale Ebene überlagern sich, treten in Resonanz.


2. Performative Modi
Über einen Schalter kann das THW-Personal die Modi des Kunstwerks aktivieren. Damit wird das Werk nicht nur visuell, sondern auch performativ-partizipativ:
• Modus 1 – Grundzustand / Bereitschaft: Rot-weißes Wechselblinken, das synchron beginnt, sich in minimalen Zeitverschiebungen auseinanderfächert, zu einem polyrhythmischen Lichtkonzert anwächst und schließlich für kurze Augenblicke wieder synchron zusammenfällt.
• Modus 2 – Einsatzfall: Dauerrotes Licht.
• Modus 3 – Reset / Nachbereitung: Dauerweißes Licht.
So werden funktionale Zustände des THW in die ästhetische Oberfläche der Installation eingeschrieben.


3. Vexierbild und virtuelle Bewegungen
Die Figur evoziert ein Vexierbild: mal wirkt sie wie flüchtend, mal wie tanzend, mal wie außer sich, als wolle sie mit übersteigerten Bewegungen Alarm schlagen. Die blinkenden Punkte erzeugen zugleich abstrakte, rhythmisch-farbmusikalische Muster und eine animierte Bildgestalt.

Kachel THW Trossingen

Visualisierung: Boris Petrovsky