alternativeText fehlt

Claudia Heinzler - "Trinitite / Kharitonchik"

Konzept: Beim ersten Atombombentest am 16.Juli 1945 – dem sogenannten Trinity-Test – nahe Alamogordo im Süden von New Mexico ließ Hitze und Explosion einen glasartigen Rückstand auf dem Wüstenboden zurück. Ein Bericht im Time-Magazine beschrieb es als „einen See aus grüner Jade“.

Trinitit ist die Bezeichnung für das künstlich entstandene Glas. Es handelt sich um den ältesten bekannten anthropogenen Quasikristall und unterscheidet sich von den petrologisch gleichartigen Fulguriten.

Der erste russische Atombombentest am 29. August 1949 in Semipalatinsk, Kasachstan führte zu einer analogen Substanz namens „Kharitonchiki“ (singular: kharitonchik), benannt nach einem der führenden russischen Atomwaffenforscher, Yulii Borisovich Khariton.

Beide Atomsites sind in kleinen ein bis zwei cm Stücken in diversen Museen vorhanden und erwerbbar. Sie sind schwach radioaktive Alphastrahler, die gesundheitlich unbedenklich sind, jedoch ausreichend Strahlung abgeben, um eine Autoradiografie zu erstellen. Mit dieser Methode kann die eigene radioaktive Strahlung eines Objekts auf fotografischem Material abgebildet werden. Die erhaltenen Aufnahmen – Autoradiogramme – dienen als Ausgangsmaterial für meine weitere Bearbeitung.

Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen werde ich die Autoradiografien in Testreihen erarbeiten.
Mein Konzept sieht vor, kleine Mineralproben aus den jeweiligen Entstehungsorten unter Glashauben in den Aufenthaltsräumen im Osten und Westen zu präsentieren. Im Aufenthaltsraum, der an den westlichen Innenhof angrenzt, wird ein Exemplar von Trinitit gezeigt – im gegenüberliegenden Aufenthaltsraum, an den östlichen Hof angrenzend, wird ein Kharitonchik präsentiert.

Die jeweiligen Quasiminerale werden erhöht über der Rückwand montiert, sodass sie unter der Glashaube leicht schwebend wahrgenommen werden.


Beurteilung durch das Peisgericht:

Der Entwurf oszilliert zwischen Wissenschaft und künstlerischer Ausstellung. Besonders hervorgehoben wird hier der konkrete Bezug des Entwurfs zu zwei historischen Ereignissen und dem damit verbundenen Verweis auf das Einsetzen eines allgemeinen Bewusstseins über die Gefahren von Strahlung sowie auf den Ost-West-Konflikt im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg.
Die kleinen Materialproben haben einen musealen Aspekt, ihr scheinbares Schweben in den Vitrinen wird als positiv und atmosphärisch gewertet.