Denise Winter - "GUT VERTEILEN"

Konzept: Flächige Holzwandverkleidungen, die einen warmen Gegensatz zu den Sichtbetonflächen der übrigen Wände bieten, sind für viele Bereiche des Neubaus des BMF angedacht – so auch für den langen Gang zu den Meetingräumen im Erdgeschoss sowie für den angrenzenden Raum, der „Prefunction Zone“. Für diese Räume wird vorgeschlagen, im Unterschied zu den anderen Bereichen des Gebäudes, die Paneele der Wandverkleidung nicht bündig zu schließen. Stattdessen werden die Akustikplatten nach den Standardmaßen und damit ohne Verschnitt angeordnet. Auf die nötige Schallabsorption wird selbstverständlich Rücksicht genommen. Die Paneele werden nach Bedarf und ästhetischen Gesichtspunkten eventuell halbiert, mal horizontal, mal vertikal angeordnet. Dadurch verändert sich die Richtung der Holzmaserung und außerdem entstehen Lücken, die die Sicht auf den unbehandelten Beton freigeben. Der Eingriff sollte eher subtil irritieren. Ist hier die Verkleidung noch nicht fertiggestellt? Werden die Wandplatten vorsortiert? Wie sind die weiteren Räume gestaltet?

Neben den ökonomischen Gesichtspunkten ermöglicht die effizientere Verteilung der Paneele also auch die Öffnung der Wandverkleidung und gibt den Blick auf die Konstruktion frei. Materialbeschaffenheit und -zusammensetzung sowie die Befestigung der Platten werden nachvollziehbar. Die Gestaltung schafft damit ein Bewusstsein für die architektonische Ausgestaltung der Innenräume des gesamten Gebäudes und greift verschiedene Themen wie Transparenz, Offenheit, Norm und Ordnung auf.

Der Herstellungsprozess verläuft während der allgemeinen Bauphase. Im Unterschied zu den anderen Innenräumen, in denen die Platten an die Wandflächen angepasst werden, sollen hier die Paneele inklusive der allgemeinen Befestigung lediglich geliefert werden. Gemeinsam mit einem kleinen Team werden die finale Anordnung vor Ort entschieden und die Paneele an die Wand gebracht. Je nachdem, ob die Anbringung der Befestigungen an den Wänden ebenfalls vom Team übernommen wird oder bauseitig geschieht bzw. von der Baufirma übernommen wird, sollte die Herstellung nicht mehr als sieben Tage in Anspruch nehmen. Die Herstellungskosten sind gering, da es sich lediglich um eine Veränderung der Anordnung der ohnehin im Baubudget eingeplanten Paneele handelt. Das Kunstwerk ist langlebig. Der Pflegeaufwand ist gering. Es ist jedoch nötig, ab und zu die offenen Kanten von Staub zu befreien.

Die Akustikpaneele sind also – wie es der Titel suggeriert – gut verteilt, so dass kein Verschnitt anfällt und Ressourcen möglichst geschont werden, denn für die Akustik oder den Brandschutz ist es nicht relevant, die Paneele bündig zu verarbeiten. Der Titel, „GUT VERTEILEN“ ist dabei absichtlich in Großbuchstaben geschrieben, denn es kann sich dabei um das Gut handeln, das verteilt wird, oder „gut“ kann als Adjektiv gelesen werden, das auf Effizienz hinweist. Beides steht in Bezug zu den Aufgaben des BMF, neben den bereits oben genannten Themen.
Noch etwas soll verteilt werden: Nach Abzug des Honorars und der Kosten für die Anbringung bleibt ein nicht geringer Betrag übrig. Das restliche Geld von ca. 40.000 Euro soll gut verteilt werden – zum Beispiel als Zuschuss für Genossenschaftsanteile an mehrere, bedürftige Künstler:innen für ein noch zu bauendes oder im Bau befindliches Wohnatelierhaus in Deutschland. Die Maßnahme würde im Falle einer positiven Entscheidung genauer definiert und präzisiert.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Idee, aus der Notwendigkeit der geplanten Wandbekleidung eine Tugend des Neuverteilens der Ressourcen zu machen, gefällt. Der Aspekt, die erarbeitete Ersparnis als Spende in ein Hausprojekt weiterzuleiten, ist gerade für die BImA als Gedanke interessant. Allerdings gibt es laut Architekten im modernen Bauprozess keinen Verschnitt, da das Material genau in der Größe hergestellt und zum Bau geliefert wird. Auf feste Standardmaße zurückzugreifen wäre möglich, aber würde eher zusätzliche Kosten durch die nicht standarisierte Planung bedeuten. Auch müssten die offenen Kanten verschlossen werden.