Dr. Jean-Francois Deserre

Lebensflüsse

Für den Neubau des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz, habe ich eine Wandzeichnung entworfen, welche die Mauern der Eingangshalle, der Warteräume und des Luftraumes ausgestalten soll. Ich wollte die formale Logik des Ortes durch eine künstlerische Intervention respektieren, die sowohl nüchtern und minimalistisch, aber dennoch rhythmisch ist. 

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Meine monochromatischen, gestreiften Motive entfalten sich an den Wänden aus und vermitteln gleichzeitig einen Eindruck von Dynamik und Sanftheit, von abstrakter Gelassenheit. 

Die einzigen zwei farbigen Punkte am Eingang des Gebäudes verweisen auf die deutsche Flagge (das abstrakte Motiv wird zu einem figurativen Motiv), für die die Soldaten der nationalen Armee dienen und sich opfern. 

Gegenüber den Wartezimmern habe ich Zeichnungen von sitzenden Personen angebracht, die ruhig lesen. Diese Motive sind sowohl ein konkretes Zeichen für die Funktion der Räume, das die Patienten visuell und natürlich leiten wird, als auch ein Wegweiser zur Beruhigung der Wartezeit durch das Lesen. 

Das sowohl abstrakte als auch figurative Motiv - die Spur einer Bewegung - entfaltet sich auch im Luftraum und zwingt dem Betrachter keine Interpretation auf: Es ist vielmehr die Idee einer Zirkulation und Passage in einem Gebäude, das sich der permanenten Bewegung der Patient*in, Pflege- und medizinisches Personals widmet, das Krankenhaus funktionieren lässt. Die Nüchternheit des Motives schließt jedoch nicht die Wärme der Geste aus, auf denen sich Wellen von Linien sanft wogend bewegen, die ebenso sehr auf die Minimal Art wie auf die Kalligraphie verweisen. Die Besonderheit dieser beiden künstlerischen Ausdrucksformen besteht darin, dass sie von sehr alten und sehr zeitgenössischen Traditionen genährt werden: Vor ihnen kann man ebenso an prähistorische Zeichnungen denken (die ersten Fingerabdrücke auf den Lehmwänden von Höhlen), an den Körperschmuck traditioneller Völker (Malerei, rituelle Tätowierungen), an Web­und Kleiderentwürfe, an die bildliche Abstraktion, wie sie sich historisch seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart entfaltet hat. 

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Im architektonischen Kontext des Krankenhauses ist die Schleife ein Element der Zirkulation: Sie erinnert an die Fluidität einer äußeren Kreuzung (der Ort, an dem man vorbeikam mt) und metaphorischerweise an eine innere Kreuzung (der Ort, an dem man sich um die Lebensflüsse kümmert). 

Die Realisierung dieser Arbeit wird mit einer innovativen Technik durchgeführt: eine neue, von deutschen Ingenieuren entwickelte Wanddrucker-Technologie, ermöglicht die Bedruckung der Mauern etc. in höchster Qualität. Der auf Rädern montierte Drucker bewegt sich von selbst horizontal, während sich der Druckkopf vertikal an der Wand entlang bewegt und durch ein Gerüst gestützt wird. Soft- und Hardware dieses Geräts gestatten eine hohe Bild- und Farbgenauigkeit und eine äußerst präzise Wiedergabe der Texturen. 

Nach dem Druck, ist das Bild farb- und waschecht. Daher erfordert die Realisierung in den kommenden Jahren keine besonderen Wartungsmaßnahmen.