Eva Berendes - "Closeup"

Konzept: Banknoten sind als Tauschmittel eine Form des Energieaustauschs und der Kommunikation. Im Idealfall schaffen sie Ausgleich und Balance. Die BFA bildet Fachpersonal dahingehend weiter, diesen Ausgleich – die Steuergerechtigkeit – im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben praktisch zu implementieren und zu überprüfen. Auch die Kantine in der BFA ist ein Ort des Austauschs und der Kommunikation. Der Entwurf greift diesen Aspekt auf. Es geht um ornamentale Baukunst und die Gestaltung von Sicherheit.

Die freistehenden Säulen in der Kantine der BFA werden mit Motiven bekachelt, die aus Ausschnittvergrößerungen von Eurobanknoten generiert werden. Die Motivausschnitte werden flächig um die Säulen herumgezogen. Durch die extreme Vergrößerung tritt die komplexe Sicherheitsarchitektur der Geldscheine zum Vorschein und offenbart eine Verwandtschaft zu Motiven wie orientalischer Ornamentik, Minimal Art, Psychedelia und Mandalas. Inmitten der eigentlich „neutral“ gehaltenen Gestaltung von Robert Kalina findet sich ein Ort der Transzendenz und Schönheit. Die Kantine als Ort der Pause, des kommunikativen Austauschs, des Abschaltens und Verweilens korrespondiert mit dieser Idee.

Closeup fügt eine pastellig-bunte, dekorative Tonalität in die Kantine ein. Die räumlich-immersive Erfahrung schärft die Aufmerksamkeit für die Ästhetik der sicherheitsrelevanten Aspekte des Tauschmittels.

 Die Art der Umsetzung als keramischer Digitaldruck auf Kacheln greift eine baukünstlerische Tradition der DDR auf, auf deren ehemaligem Gelände der Neubau stehen wird – wie auch der sozialistischen Wandarbeit von Max Lingner am benachbarten Rohwedder Haus. Anstatt jedoch ein eingefrorenes, politisches Zeitdokument bzw. Sittenbild darzustellen, setzt Closeup das aktive, sich verändernde Geschehen in der Kantine täglich neu ins Bild.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Das Umkleiden der Tragstruktur mit vergrösserten und daher abstrahierten Motiven des Geldscheins ist ein besonders interessanter Aspekt der Arbeit. Damit steht die Arbeit in der Tradition der Kacheln der DDR. Die14 ornamentalen Setzungen an den Säulen stehen jede für sich sehr gut im Raum. Die Muster sind kulturübergreifend, international und lassen an arabische Ornamentik denken. Die Qualität der Fliesen mit ihren Unschärfen überzeugt.