Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Kai Schiemenz - „In Arbeit“

Konzept:
Ein Fries aus keramischen Wandfl iesen zieht sich entlang der rohen Betonwand im Eingangsbereich der Hochschule, dort, wo Studierende, Lehrende und Besucher willkommen geheißen werden. Mit seinen schimmernden Flächen bildet der Fries eine ruhig abstrahierte Zone, die dem Raum Orientierung verleiht, ohne ihn zu überlagern. Er spannt den Horizont für das Hauptfoyer hinter dem Empfangstresen auf. Die Fliesen beleben den Raum, indem sie das einfallende
Sonnenlicht einfangen und refl ektierend verteilen. Durch Fenster und Oberlichter fi ndet es seinen Weg ins Gebäude und bricht sich auf der Glasur.
In ihrer Farbigkeit greift die Gestaltung das Konzept der Magistrale auf und verankert das Foyer gestalterisch im Gesamtgefüge des Baus.
Der Fries entfaltet in Form und Gestalt einen abstrakten Spiegel – ein offenes Feld aus Zeichen und Bewegungen. Eine weit ausgreifende Linie, auf der ein Kreis balanciert, wird sichtbar, daneben ein sich bildender Strudel. Es sind Piktogramme, die nichts erklären wollen, sondern in ihrer abstrakten Sprache von Prozessen erzählen: vom Abwägen, Ausgleichen, Weitergeben. So entsteht ein Spielfeld, ein Modell für ein Planspiel, in dem sich der Titel »In Arbeit« in seiner Vorläufi gkeit widerspiegelt.

Im Gegensatz zum belebten Hauptfoyer lädt das Nebenfoyer mit Sesseln und Tischen zum Innehalten ein. Drei keramische Wandbilder, die die
Ästhetik des Hauptfoyers aufgreifen, rahmen den Raum in ruhiger, erzählerischer Bildsprache. Ergänzt wird das Ensemble durch Skulpturen
auf Stahlpodesten an der Wand: Glasabgüsse von verpackten Objekten, unbestimmter Herkunft mit unklarem Ziel. Die Skulpturen wirken
wie beiläufi g abgestellt, vorübergehend gelagert, im Transit. Eingeschlossen in ihren lichtdurchlässigen Grenzen, fangen sie den Außenraum ein,
der sich im Inneren der Skulpturen bricht. In ihrer Transparenz erscheint das verhüllte/verpackte Objekt inhaltslos, unvollständig und abwesend.
Was hier verweilt, ist zugleich unterwegs. Und während das Glas dem Auge die Dinglichkeit entzieht, treten durch die Verhüllung Abdrücke von
Kultur in Erscheinung: eine Amphore, eine Figur, vielleicht eine Geschichte. Gemeinsam mit den keramischen Bildern, entsteht ein stilles Feld aus
Formen und Referenzen, das in seiner Offenheit rätselhaft bleibt.

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Abstraktion des mehrteiligen Werkes „In Arbeit“ ermöglicht einen offenen Umgang mit unterschiedlichen Interpretationen. Die Bezüge zur Nutzeraufgabe können somit aufgrund der Deutungsoffenheit hergestellt werden. Der Kontrast zwischen der Gegenstandslosigkeit der Wandbilder und den konkreten Formen der Glasgusselemente funktioniert ästhetisch sehr gut. Die Verbindung zwischen den beiden Werken ist plausibel bei Wahrung der Eigenständigkeit beider Arbeiten an den unterschiedlichen Orten. Die deutliche Absetzung der Erscheinungsformen in ihrer Zwei- und Dreidimensionalität unterstützt die Orientierung in der Örtlichkeit mit den beiden Eingängen.
Die Glasgussobjekte erweitern die Wahrnehmung in den dreidimensionalen Raum. Im Nebenfoyer erfolgte durch die angedeuteten Formen der dreidimensionalen Objekte eine Verstärkung des erzählerischen Charakters der gesamten Arbeit. Sie verweisen gleichzeitig mit ihrer verpackten Erscheinungsform auf die Waren, mit denen der Zoll tagtäglich in Berührung kommt.
Im deutlichen Kontrast zum Raumbild steht die Farbigkeit des Werkes. Durch die Eigenständigkeit gegenüber dem Farbkonzept des Gebäudes wird eine reizvolle Ästhetik erzeugt. Vorglasierte Biskuitfliesen und die Glasgussobjekte sind von angenehmer Materialität. Erfreulich und nachhaltig ist die regionale Bezugsquelle der Fliesen aus dem Mecklenburgischen Boizenburg. Die künstlerische Form des Wandbildes nimmt zudem einen historischen Bezug auf keramische Arbeiten im Zusammenhang mit Kunst am Bau aus der DDR-Zeit, die in Rostock sehr präsent sind.

Kai Schiemenz - In Arbeit

Visualisierung: Kai Schiemenz - „In Arbeit“