Katharina Struber und Klaus Gruber

The Crack

THE CRACK ist ein Riss, der sich durch das parkähnlich kultivierte, für die Kunst am Bau vorgesehene Gelände zieht. The Crack gibt einer von Menschen unkontrollierten Zone Raum, wird wild belebt und bewachsen.

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Die Deutung und Sensibilisierung der Wahrnehmung gehört zu den zentralen Arbeitsfeldern der Kunst. Sie kann Krisen transzendieren und neue Sichtweisen ermöglichen, indem sie auf der Grundlage Epochen und Kulturräume vernetzender Analysen historische und kulturgeschichtliche Bezüge zeigt und aktuelle Umsetzungen kreiert. Im öffentlichen Raum kann sie für die Nutzer*innen Brücken für ein tieferes sinnstiftendes Verständnis schlagen. Seit zwei Jahren bestimmt die vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie weltweit unsere Handlungen. Für die meisten kam diese Entwicklung unerwartet und hat einen verstörenden radikalen Bruch der Wahrnehmung von Lebenssicherheiten ausgelöst.

Eines der zentralen Forschungsfelder des Friedrich-Loeffler-Instituts ist die Zoonose. Es wird vermutet, dass die Pandemie durch dieses Überspringen der Viren von Wildtieren auf Menschen ausgelöst wurde. Dieses Phänomen wird unter anderem durch die Zerstörung von Urwäldern und natürlichen Lebensräumen und die Verdrängung der Wildtiere angetrieben. Das Potential, künstlerisch wirksam auf gegenwärtige Entwicklungen zu reagieren, ist bei dieser Ausschreibung enorm. Da die Dimension des Geländes beeindruckend ist, erlaubt und fordert dieser Ort eine künstlerisch konzeptionelle Herangehensweise, die umfassend auf die Voraussetzungen reagiert und sich deutlich wahrnehmbar mit der geplanten architektonischen Struktur verwebt. Künstlerisch mit einem Institut, dessen Forschungsschwerpunkt Virologie und Zoonosen sind, und den Menschen, die hier arbeiten, den Forscher*innen, Nutzer*innen und Besucher*innen in Dialog zu treten, ist eine außergewöhnliche Möglichkeit.

THE CRACK zitiert einen Song von Leonard Cohen. Das Licht als Metapher für intellektuelle Einsicht erhellt den Raum der Erkenntnis nicht auf geplanten Wegen, sondern durch einen ungeplanten Riss.

THE CRACK, ist ein symbolisches Zugeständnis an das unkontrollierbare, wilde Leben am Gelände des FLI. Der Riss wird zu Beginn mit fruchtbarer Erde vorbereitet und bleibt zukünftig unberührt. Über die Jahre wächst so in einer Ruhezone ein Refugium für Pflanzen, Pilze, Flechten und Tiere. Flora und Fauna sind vor Eingriffen geschützt, die Gräser, Blühpflanzen, Büsche, Stauden und Bäume gedeihen, vergehen und verrotten ohne Störung in dieser Ausnahmezone entsprechend ihres eigenen Rhythmus.

THE CRACK eröffnet Einblicke in Zonen des wilden und unkontrollierbaren Lebens nicht nur vor Ort. Mit einer begleitenden Fotodokumentation wird die Entwicklung des Risses periodisch auf großformatigen Bildern festgehalten.