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Lena Gätjens - "Der Fleiß der Bienen"

Konzept: Das BMF vereint die Arbeit vieler Spezialisten, deren Expertisen intern verknüpft und extern mit anderen Ministerien weiter geteilt werden. Die Verwaltung der öffentlichen Finanzen und des Bundeshaushalts, für die das BMF zuständig ist, bezieht sich auf Prognosen und Analysen in Form von Zahlen, die in Grafen visualisiert werden. Anhand dieser in Grafiken abstrahierten Sachverhalte werden weitreichende Entscheidungen auf Bundesebene getroffen, die sich im Alltag der Bürger*in auswirken.

Im Ministeriumsneubau, dessen Mitarbeitende mit den großen Zusammenhängen beschäftigt sind, lenkt „Der Fleiß der Bienen“ den Blick auf einen sehr kleinen, aber wichtigen Beteiligten an der Wertschöpfungskette: Die Bienen tragen einen unerläßlichen, unermüdlichen und unentgeltlichen Anteil zur Agrarproduktion, dem öffentlichen Haushalt und der gesamten Kette des Ökosystems bei. Ohne die Bestäubung der Bienen würde nur ein Bruchteil des von uns konsumierten Gemüses und Obstes wachsen. Die fleißigen Bienen tun diese Bestäubungsarbeit, ohne etwas dafür zu verlangen.

Die Bienen als Superorganismus, dem „Bien“, dienen außerdem als Modell für neurologische Forschung an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. In diesem Modell werden einzelne Bienen, die immer nur eine Funktion im Bien ausführen, also auch Spezialistinnen sind, analog zu Nervenzellen im Gehirn betrachtet. Die mehrteilige Arbeit „Der Fleiß der Bienen“ verfolgt diese engen Bezüge zwischen uns, den Mitarbeitenden und Gästen der Funktionszone im BMF, und den Bienen und erinnert im Alltag des BMF daran.

Drei Wandbilder basieren auf wissenschaftlichen Grafiken von Forschenden aus den Bereichen der Landschaftsökologie, Neurobiologie und kognitiven Neuroinformatik.
Die Grafik „Wert“, platziert im Gang zwischen Foyer und Funktionszone, stellt die zeitliche
Entwicklung des globalen Bestäubungsnutzens dar. Aus einer landschaftsökologischen Studie stammend, fokussiert sie die Auswirkung der Bestäubung auf die globale Wirtschaft.
„Wissen“, auf der gangseitigen Wand in der Funktionszone, bildet drei Orientierungsflüge
einzelner Bienen ab. Im Zuge von neurobiologischen Studien zum Gehirn der Bienen und dem Einfluß der Pestizide auf diese, wurde ein Verfahren entwickelt, in dem einzelne Bienen mit einem Transponder in einem harmonischen Radar verfolgt werden. Dadurch wurde unter anderem herausgefunden, dass Bienen ein eigenes Landschaftsgedächtnis haben, das sie anhand der Flüge ausbilden und in der Kommunikation mittels dem „Schwänzeltanz“ weiter referenzieren. „Arbeit“, stellt die Gewichtszunahme im Bienenstock, also dem vom Bienenvolk gesammelten Nektar, Pollen und Wasser, sowie Abnahme, wenn Larven und Volk gefüttert werden müssen, während zwei Wochen im Mai dar. Die den Bienenstock im ZK/U überwachenden Sensoren wurden im Kontext von Studien zu kognitiver Neuroinformatik entwickelt.

Alle drei Grafiken basieren auf der perforierten Oberfläche der Akustikwände und benutzen sie als Trägerstruktur. Dazu wurden zwei verschiedene Halterungen entwickelt, die in das 5mm Loch gesteckt werden. An ihnen hängen sechseckige Plättchen, Waben, die aus 0,1mm dickem poliertem Messing, Neusilberblech und Bronzeblech gefräst werden. Durch die Aneinander- und Aufreihung der Wabenformen, einer Art analogen Anzeige nachempfunden, werden so Linien, Kurven und Balken, jeweils aus dem selben Material, gezeichnet. Die Plättchen sind so dünn und leicht, dass sie mit dem Luftzug der vorbeigehenden Menschen, sich öffnenden Türen etc. zum Schwingen kommen. Die Waben aus an Geldmünzen erinnernden Materialien, stellen einen Bezug zu einer Werteinheit oder Währungsform her. Auf einer im unteren Bereich platzierten Plakette aus Messing-/Neusilber-/Bronzeblech mit eingravierter Schrift wird zu jeder Grafik der Inhalt erläutert und weiterer Kontext gegeben. Die Wandgrafiken geben einen facettierten, schuppenartigen Gesamteindruck, da jedes einzelne Plättchen in einem anderen zufälligen Winkel orientiert ist und einen anderen Ausschnitt der Umgebung reflektiert, wie z.B.den begrünten Innenhof. Die Bildfläche wirkt belebt und wie vibrierend im Vorbeigehen und der Veränderung der Lichtverhältnisse.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Lochung der Akustikpaneele zu verwenden und damit Vorhandenes aufzugreifen ist ungewöhnlich und spannend. Die Materialität ist sehr schön und evoziert etwas Performatives. Das Preisgericht bedauert, dass der Zustand fix ist und damit die Chance, dass Handlung mit einbezogen wird, verpasst ist. Die aufgewertete Raumatmosphäre und die Bezüge, z.B. zu Münzen, sind stimmig. Die Beschilderung wird als etwas störend empfunden, da sie mit Inhalt überfrachtet erscheinen. Insgesamt wäre weniger bei dieser Arbeit stimmiger.