Maria Gerbaulet - "Zusammenhalt"

Konzept: Dem Bundesfinanzministerium ist es ein Anliegen und Ziel Sicherheit und Stabilität durch ein System zu schaffen, in das die Bürger*innen vertrauen können und den „Zusammenhalt der Gesellschaft finanziell sicherzustellen“. (Zit. Auslobungstext)

Der Entwurf macht die abstrakten Begriffe von Zusammenhalt, Sicherheit und Stabilität plastisch, indem er das Bild eines geschlossenen Sicherungsgurts nutzt. Bei der Sicherung von Ladung vertrauen wir in ein externes System für den Transport von Waren, die Bewegung von finanziellen Werten. Beide Systeme sind so angelegt, dass sie Schwankungen ausgleichen, abfangen und stabilisieren können. Zudem können sie auf das, was sie stabilisieren, reagieren und innerhalb des eigenen Systems angepasst werden.

Der geschlossene Gurt 

Die Form des Spanngurtes verweist auf ein Objekt aus dem alltäglichen Gebrauch, zu dessen Funktion die Besucher*innen des Besucherzentrums und Passant*innen eine individuelle Verbindung aufbauen können. Die Vereinfachung der Schnallenform und der Abguss des gesamten Gurtes als ein geschlossenes Objekt vermitteln die Beständigkeit der Sicherung und schließen eine Bedienung aus. Um die Reaktionen des Systems auf Veränderungen und exogene Faktoren sichtbar werden zu lassen, reagieren die Gurte auf die Schichtungen des Materials vor der Wand. Durch den Sicherungsgurt werden die Schichten optisch zusammengehalten. er Versatz der Schichtungen in jedem Block zeichnet ein Bild an der Wand, das bewegt wirkt und Kräfte und Schwankungen zeigt. Diese Schwankungen werden durch die Gurte abgesichert. Stampfbeton, der als Material für die Schichtungen beabsichtigt ist, wird über Druck verdichtet, der sich auch in der Materialästhetik zeigt. Damit steht er in direkter Beziehung zur Funktion des Gurtsystems, das ebenfalls durch Spannung Druck ausübt auf die zu sichernden Waren. So greifen das Material, die Handlung und die Form ineinander.

Formale Einbindung in die Architektur

Durch die Illusion mehrerer Stapel, die als ein Block in der Wand liegen und mit dieser optisch verzurrt werden, wird der architektonische Raum zum Teil der Arbeit. Durch die Parallelen in der Materialwahl und farbliche Abstimmung mit der Gebäudewand wird diese in der Installation durch das Schichten des Betons optisch aufgegliedert und verzurrt. Der Entwurf setzt durch die optisch in die Wand greifende Installation einen sichtbaren Akzent, der die Architektur stark einbindet ohne die Funktionsfähigkeit des Raums zu beeinträchtigen. Die Abmessungen der Stapel sind abgeleitet von Palettenmaßen und berücksichtigen zugleich die Dimensionen des architektonischen Raums. So liegt die Installation im Gang vor dem Fenster schmal wie ein Relief an der Wand und an der Eckposition vergrößert sich das Volumen mit der Öffnung des Raums. Durch die Position in direkter Fensternähe werden beide Fensterflächen aktiviert, da das Objekt in der Bewegung vor den Fensterfronten entlang greifbar wird. So wird ein starker Bezug vom Innen zum Außen, zur Öffentlichkeit hergestellt.   Die Arbeit zeigt formale Prinzipien von Reihung, Wiederholung und Rasterung. Durch diese und die Schlichtheit und Ruhe der Materialien, welche in ihrer Materialästhetik wirken, ist die Arbeit langfristig angelegt und wirkt zeitloser.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Arbeit bleibt zurückhaltend in der Wirkung im Raum und wird vom Preisgericht als Referenz an das Bauen sowie den Baustoff Beton beschrieben. Obwohl Sicherheit und Stabilität vermittelt werden, wirkt der Entwurf fragil. Die formale Ausarbeitung der Arbeit ist sehr Präzise, die seitliche Auskragung ist wichtig für das Erscheinungsbild. Kritisch gesehen wird von Teilen des Preisgerichtes der Titel »Zusammenhalt« und das Thema, dass etwas aufgesetzt wirkt. Durch den Einsatz von QR-Codes zur Vermittlung, wie die BImA sie verwendet, kann die Arbeit gut erschlossen werden.