Sabine Hornig - "Libelle"
Konzept: Libelle
Die Skulptur besteht aus einer vergrößert gebauten, lebensechten farbigen Libelle, die auf einer hohen Straßenlaterne sitzt. Es handelt sich um eine Große Königslibelle, wie sie in Europa – auch in Brandenburg, verbreitet ist. Zusammen mit der Laterne repräsentiert die Libelle einen Hubschrauber, der über seinem Lichtkegel in der Luft steht.
Die Lampe selbst leuchtet nicht, sondern ist weiß und verkörpert in ihrer Form und Farbe das senkrecht nach unten fallende Licht. Dadurch wird die auf- und absteigende Bewegung dieses besonderen Flugobjekts unterstrichen.
Bei der Laterne handelt es sich um einen vergrößerten Nachbau der historischen RSL1-Straßenleuchte, die von den 1960er bis in die 1980er Jahre in der DDR gefertigt wurde und auch heute noch im Stadtbild zu finden ist. Dieser Lampentyp stand unter anderem vor den Gebäuden der Staatssicherheit und des Innenministeriums – ein subtiler Verweis auf die Geschichte des Ortes.
Konzeptueller Hintergrund
Die Libelle diente seit jeher als Vorbild für den Traum vom Fliegen und insbesondere für die Entwicklung, Konstruktion und Funktionsweise des Hubschraubers.
Noch heute wird sie von Biotechnologie und Ingenieurwissenschaften erforscht, um die Funktionsweise von Hubschraubern weiter zu optimieren. Die Libelle kann senkrecht starten und landen, im freien Fall rotieren, Loopings fliegen, auf der Stelle schweben, rückwärts fliegen, die Flugrichtung blitzschnell ändern und sogar auf dem Wasser landen.
Sowohl Libellen als auch Hubschrauber zeichnen sich durch extreme Wendigkeit aus und sind in der Lage, auf engstem Raum komplexe Bewegungen auszuführen. Während Libellen mit präzisen Luftmanövern ihre Beute jagen, können Hubschrauber in schwierigen Umgebungen manövrieren. Ihre spezielle Flügel- bzw. Rotorkonstruktion sorgt zudem selbst bei starkem Wind für hohe Stabilität in der Luft.
Die Faszination des Fliegens spiegelt sich in der ästhetischen Anmut dieses Insekts wider. Libellen strahlen Schönheit, Eleganz, Eigenständigkeit und Anziehungskraft aus, viele Arten sind jedoch in der Natur bedroht und stehen unter Naturschutz. Darüber hinaus gelten sie als hervorragende Bioindikatoren:
Ihr Vorkommen oder ihr Fehlen gibt Aufschluss über den Zustand ihres Lebensraumes.
Viele ihrer Eigenschaften lassen sich auf die Hubschrauber- und Flugstaffel übertragen. Ihre charakteristischen Eigenschaften – Schnelligkeit, Grazilität, Effizienz und Fragilität– sowie ihr plötzliches Auftauchen und ihre beeindruckende Präsenz in der Luft, besitzen in der Faszination zugleich eine gewisse Unheimlichkeit.
Licht spielt für Libellen wie für Helikopter eine essenzielle Rolle, da ihr Sehvermögen stark davon abhängt. Polarisiertes oder künstliches Licht kann sie anziehen und in die Irre führen.
Durch den Suchscheinwerfer kann der Helikopter dennoch präzise Details auf dem Boden erfassen, die Libelle hat dafür ihre scharfen Facettenaugen. Die optische Parallele zu den großen Facettenaugen der Libelle sind wiederum die runden Cockpitscheiben eines Hubschraubers.
Laternen sorgen in dunklen Bereichen für Sicherheit. Im öffentlichen Raum und in Parks dienen sie nicht nur der Beleuchtung, sondern zunehmend auch der Überwachung – teils sogar mit integrierten Kameras.
Die Skulptur „Libelle“ verbindet die Natur mit der Architektur und der modernen Hochtechnologie sowie mit der der Geschichte und der heutigen Funktion des Ortes. Gleichzeitig verweist die Skulptur durch ihre Naturverbundenheit auf den Schutz des Lebens.
Beurteilung durch das Preisgericht:
Der Entwurf ist inhaltlich nachvollziehbar und formal ästhetisch. Das Verhältnis von Abstraktion (der Leuchte) zum Grad der Ausarbeitung (der Libelle) ist interessant. Verschiedene Ebenen, wie die DDR-Geschichte des Ortes, das Fliegen mit einem Hubschrauber oder die Natur als solches werden zusammengebracht und eröffnen einen großen Interpretationsspielraum. Die Arbeit hat dadurch viele Facetten und regt zum Nachdenken an.
Die Metapher der Libelle ist aus Sicht der Nutzer besonders passend für die Fliegerstaffel, selbst wenn intern ein anderer Codename verwendet wird. Die skulpturalen und bildnerischen Aspekte der Arbeit sind äußerst stimmig und bei dem Element der Libelle sehr dynamisch umgesetzt.