Stefan Schleuper - "Ohne Titel"

Konzept: Für die Konzeption habe ich mich in die Situation der Gäste der Unterkunft versetzt. Es war mir wichtig eine angenehme, freundliche und entspannende Atmosphäre zu schaffen. Die künstlerische Arbeit soll nicht aufdringlich oder verstörend bzw. verwirrend wirken.Die Orte der Gestaltung habe ich funktional gewählt. Hier bot sich der Bereich des Aufzuges undder Teeküche an. Den Bereich des Aufzuges durchqueren die Menschen, wenn sie aus ihrenZimmern kommen, um zur Arbeit zu gehen, während sie sich nach der Arbeit beispielsweise in derTeeküche einfinden, um zu entspannen.

Die Nutzung der Unterkünfte ist sehr zeitlich geprägt. Verschiedene Phasen, wie Schlafzeit, Regenerationszeit, Tagesbeginn oder Tagesende spielen für die Nutzer_innen der Räumlichkeit eine wesentliche Rolle; Zeiten die durch die Sonnen und Erdbewegung bestimmt sind.

Um eine passende Raumsituation zu Schaffen habe ich mich an unserer Erdatmosphäre und deren Zusammenspiel mit der Sonne orientiert.Die Farben der Bilder und deren Anordnung habe ich mit Hilfe einer dafür entwickelten Experimentier-vorrichtung, welche diesen Prozess simuliert, erstellt. Die daraus entstandenen Farbkomposition funktionierenimmer in Verbindung mit den Verschiedenen Materialien Sichtbeton, Holz etc. Die Farbe wirkenwohltuend auf die Menschen die sich in den Räumlichkeitenaufhalten. Die Glaspigmente zur Emailleherstellung werdenim Digitaldruck hochauflösend aufgetragen. Das Ergebnis ist eine farb- und lichtechte Oberfläche, welche organischwirkt und über Jahrzehnte hält.

Die Gänge und Aufenthaltsbereiche wirken eng, die offene Situation ist durch den Brandschutz nicht möglich. Um dem größeres, luftigeres Raumgefühl zu schaffen habe ich drei Wandflächen mit Grauspiegel versehen, welche die Räume und Bilder optisch vergrößern. 

Vor der Materialwahl habe ich mir feste Kriterien gesetzt. An erster Stelle ist für mich der hygienische Aspekt. Es ist bewiesen, dass Bakterien und sonstige Organismen auf Emailoberflächen keinen Nährboden finden. Die Glasglatte Emailoberfläche ist deshalb besonders hygienisch. Der sogenannte "unsichtbare Schmutz" hat bei Emaillierungen keine Chance, sich festzusetzen, gleiches gilt für die Glasflächen. Weitere Kriterien sind Nachhaltigkeit,Lebensdauer Recyclingfähigkeit, Farb- und Lichtechtheit,aber auch Schmutzabweisung und Stabilität. 

Einen inhaltlichen Bezug auf die Geschichte des Hauses, welche direkt mit der schwierigen Geschichte Deutschlands verknüpft ist habe ich ausgeschlossen. Es stellt eher einen Gegenentwurf dar. Das Gesamtbild ist zurückhalten, erfüllt aber eine Funktionalität zu Mensch undArchitektur in der Gegenwart und Zukunft.

Da es von Ihrer Seite keine Angaben zu Lichtplanung und deren Garantien gibt, habe ich diese in meinem Materialbudget ausgeschlossen. Bei einer Umsetzung meines Konzeptes würde ich jedoch gerne das Lichtkonzept mit entwickeln und dies in die Raumgestaltung mit einfließen lassen. Die Emailleflächen haben eine spiegelnde Eigenschaft und geben die Lichtsituation des Raumes wieder. Die Vergütung der Lichtplanung habe ich in das Honorar aus dem Budget bereits mit einbezogen. Ich habe im Konzept die Idee der Verwendung von Tageslichtsimulation eingebaut.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Der Entwurf generiert eine positive Aufenthaltsatmosphäre und drängt sich nicht auf. Die Arbeit wird vom Preisgericht als leicht, zart und sensibel beschrieben. Als malerische Position lebt die Arbeit nicht nur von der Materialität. Im Gegenteil wird dies aufgelöst, entmaterialisiert. Den Raum zu betreten kann so ein besonderes Erlebnis sein in das der Nutzende geradezu eintaucht.