Thorsten Goldberg

Der nordwestliche Innenhof des neuen Krankenhauses ist mit rechteckigen Feldern von niedrigen Eibenhecken und zwei ebenso großen, polierten Natursteinblöcken symmetrisch um ein quadratisches Fundament in seiner Mitte angelegt. In Anlehnung an den Paradiesgarten ist ein Apfel-ähnlicher Baum als einziges frei platziertes Motiv in den Garten gesetzt. Der Hof ist von verschiedenen Etagen aus über Warte- und Aufenthaltsräume einsehbar, aber er wird nicht begangen oder als Aufenthaltsraum genutzt. Hier halten sich keine Personen, sondern deren Blicke aus den umliegenden Fenstern auf – einer Bühne ähnlich ist der Innenhof ein reiner Schau-Raum.

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Der Bühnen-artigkeit und der feierlichen Strenge des Gartens soll etwas hinzugefügt werden, das sie unterstützt und ihr aber auch eine Möglichkeit gibt aus der angelegten Stille auszubrechen – sie wie eine Unterbrechung oder eine Pause als temporär aufzufassen.

Die vorgeschlagene Skulptur besteht aus drei Elementen: einem großen, goldenen Instrument, das auf einem schwarz-weiß gemusterten, unregelmäßigen Polygon aufrecht steht und auf dessen oberem Abschluss in ca. 10 m Höhe eine leicht überdimensionierte, vergoldete Taube sitzt.

Das Podest faltet und verdreht sich vom quadratischen Grundriss des Hof-Fundaments nach oben hin in ein elf-Eck (Hendekagon) und passt sich der Trichteröffnung des darauf stehenden Instrumentes an. Als ganz unregelmäßige Form hat es mit seinen schwarz-weißen diagonalen Markierungen etwas Zirkushaftes.

Auf dem Podest steht das gold-glänzende Instrument auf seinem ebenfalls elf-eckigen Trichter, der sich etappenweise nach oben verjüngt und in ca. 3 m Höhe nahtlos in ein langes Rohr mündet. In etwa 7 m Höhe verdreht sich auch das Rohr, indem es eine längliche Wicklung nach unten und wieder nach oben macht und in 10 m Höhe in einem verbreiterten Endstück endet. Es kann ebenso ein medizinisches (Pinard-Rohr, Stethoskop), wie ein optisches Instrument oder ein akustisches Diagnosewerkzeug sein, assoziiert wahrscheinlich aber am ehesten ein Musikinstrument, das gerade ruht, abgestellt auf seinem Podest.

Wie auf einer Dachkante sitzt oben auf dem Instrument eine leicht vergrößerte, ebenfalls gold-glänzende Taube. Der rastende Vogel auf dem Instrument unterstreicht die momentane Ruhe in der Szene.

Zusammen mit den Objekten des Gartens (der zierliche Baum, die niedrigen Hecken, die großen polierten Steinquader) ergibt sich ein gemeinsames, phantastisches Motiv, in dem die Formen und die Dimensionen aller Gegenstände leicht verschoben sind.

So steht das Ensemble aus Podest, Instrument und Taube für eine Pause, eine Stille innerhalb einer Musik. Stille und Musik gehören zusammen, weil die Musik immer aus der Stille geboren wird. Und auch mitten in einem Stück gibt es Momente, wo zwar das Klangliche aufhört, aber der musikalische Gedanke nicht aufhört, sondern weiterläuft. Von so einem Moment erzählt die Szene im Garten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ohne Titel, geführt als „Instrument mit Taube" überzeugt durch ihre poetische, erzählerische Präsenz im Innenhof des Neubaus.

Durch Ihre Höhe von 10,12 Metern erlaubt sie interessante Blickwinkel aus allen Stockwerken. Man befindet sich auf Augenhöhe.

Durch die Wahl der Materialen erhält sie eine angemessene Wertigkeit.

Vom Trauerraum aus ist das Podest zu sehen, welches sich in die Höhe entwickelt. Durch diese Entwicklung nach oben verbleibt eine Rätselhaftigkeit der gesamten Struktur.

Selbst wenn man der Taube gewahr wird, erschließt sich das Rätsel nicht gänzlich. Es bleibt eine Offenheit, die immer wieder neu Interpretationen ermöglicht.

Es ist geplant, das Bauwerk auf einem gesonderten Sockel zu errichten bzw. den bestehenden Sockel zu überbauen. Hierzu muss mit den Architekten eine Detailplanung erfolgen, damit Statik und Dichtung des darunterliegenden Bauwerks gewährleistet sind.