TWO CONCRETE (Hannah Rath, Franziska Opel ) - "TEA TOWELS AND TILES"

Konzept: Der Speiseraum des Finanzministeriums dient vornehmlich Seminarteilnehmenden, die für Fortbildungszwecke zwischen einer und vier Wochen zu Gast im Ministerium sind. Fern von zu Hause ist die Mensa Ort des gemeinsamen Essens, Zusammenkommens und des Austauschs.

Der Entwurf für die Mensa des Finanzministeriums zeigt ein häusliches Alltagstextil in institutionellem Umfeld. Es werden zwei überdimensionale Geschirrtücher in zwei Wandbilder (je 3.10 m hoch x 4.30 m breit) bestehend aus Fliesen übersetzt. Das im kollektiven Gedächtnis verankerte Muster des Leinentuches soll bei den Mensabesucher:innen durch Erinnerungen an die eigene Küche und an zu Hause ein Gefühl von Vertrautheit schaffen. Die Bilder greifen dabei die klassischen Farbkombinationen blau- und rot-weiß auf. So werden Assoziationen zu Meißner Porzellan sowie Interieurs alter Bauernstuben und die Küche der (Groß-)Eltern geweckt. Gleiches gilt für die in Küchen typischerweise verwendeten Kacheln. Die handgefertigten Kacheln sind 10 x 10 cm groß und in weißen Farbnuancen gehalten. Stoß an Stoß an die Wand montiert, bilden die Fliesen eine lebendige Oberfläche. Das Linienmuster von handelsüblichen Geschirrtüchern wird vollflächig als blauer bzw. roter Glasur appliziert. So entsteht eine Momentaufnahme eines Textils, das eine angenehme und wohlige Atmosphäre in den Raum wirft. Dies wird durch das Farbspektrum von warmen Weißtönen und die Wahl der Lehm gebrannten Wandfliesen noch unterstützt.

Im zentralen Sitz- und Essbereich der Mensa hängen die zwei Fliesenbilder entlang der langen Wand, die zur Theke hinführt. Die Bilder können wie zwei Fenster wahrgenommen werden. Gleichzeitig geben die Säulen des Raumes eine optische Gliederung vor, an der sich die Platzierung des Entwurfs orientiert. Von beiden Straßenzügen sind die Bilder durch die großen Fenster in die Kantine blickend von außen sichtbar und für Passant:innen ein Blickfang. Aus der Ferne werden die Linien des Motivs als solche wahrgenommen, wobei im Raum stehend und im Detail betrachtend, die feingliedrige Rasterung des imitierten Gewebes innerhalb der blauen bzw. roten Linien wahrnehmbar wird. Schon im alten Bau des Ministeriums ist neben vielen anderen Kunstwerken in der Pfeilervorhalle des Rohwedder-Hauses ein großformatiges Keramik-Wandbild von Max Lingner integriert. Der vorliegende Entwurf greift diese Arbeit auf und schafft so – zumindest formal – eine kleine Brücke zwischen altem und neuem (Bau), die durch die räumliche Nähe der Arbeiten auch für Passant:innen deutlich sichtbar wird.

Der künstlerische Entwurf ist auch im Hinblick auf die Umsetzbarkeit und Haltbarkeit für den Mensabetrieb hervorragend geeignet, da er aus hochwertigen Naturmaterialien besteht. Diese sind gesundheitlich unbedenklich, hygienisch und ökologisch nachhaltig. Gleichzeitig ist der Pflegeaufwand minimal.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Überzeugend wird ein Alltagsgegenstand vergrößert und diesem ein angemessener Raum gegeben. Das dargestellte »Trockentuch« hat eine plausible Verbindung zu der Thematik des Raumes. Etwas Häusliches wird in einen öffentlichen Raum gestellt. Die Art der nichtindustriell hergestellten Fliese überzeugt und durch die Verlegung, in der die Fugen nie identisch sind, erinnert sie an Webtechnik. So entstehen interessante Spannungen zwischen den Fugenlinien und den Linien des Tuchrasters.