Veronika Olma
Achillei
Inhaltlich und materialtechnisch bezieht sich die Arbeit "Achillei/Circulatio/Sonus" für das Bundes-wehrzentralkrankenhaus Koblenz auf das große Thema der "Heilung".
Das Gesamtprojekt besteht aus verschiedenen Konzepten der Bildenden Kunst und der Musik. Besonderes Augenmerk wurde auf den ökologischen und gesundheitsfördernden Aspekt der Wand- und Boden-Materialien gelegt.
1. "Achillei" - lat. "die Heilpflanzen" bilden die Basis der malerischen und grafischen Gestaltung auf Böden und Wänden.
Abstrahierte Heilpflanzen auf monochromen Farbflächen finden sich als großformatige Malerei und Intarsien-Arbeit am Boden in der Magistrale und den drei Wartebereichen. Die stilisierten Formen symbolisieren Blüten, Blätter, Früchte, Kraut, Wurzel, Wurzelstock sowie Samen der Heilkräuter. Ginseng, Beinwell, Arnika, Engelwurz, Schafgarbe, Johanniskraut, Anis, Beifuß usw. waren hierfür formgebende Komponenten.
Das Farbkonzept mit seinen warmen Grautönen, verschiedenen frischen Grüntönen, zartem Rosa und Lila, Sand sowie einem kräftigen Türkisgrün sorgen für eine positive Wirkung auf die Gemütslage der Menschen, die sich im Krankenhaus aufhalten. Eine heitere, schwingende, stärkende Atmosphäre geht von den Bildern an den Wänden sowie dem Bodenbelag aus.
Das Gesamtkonzept ist systemisch angelegt, das heißt, dass z.B. die Malerei von rosa-grauen Früchten an der einen Wand an einer anderen Stelle als einfache Silhouette wiederkehrt oder als grafische Form am Boden. Ein Grün einer Blüte findet sich z.B. auf einer Farbfläche in einem anderen Wartebereich wieder. Die Flächen bilden ein Ordnungsprinzip über das sich die sinnlichen Formen der Wurzeln, Früchte, Blüten und Blätter legen. Zur organischen Naturform gesellt sich in der Wand-malerei immer ein strenges, grafisches Element, das hier als Stütze, als Hilfe - quasi als Prothese - zu sehen ist und damit auf das Heilen in der medizintechnischen Form eingeht.
Beim Einrichten des Hauses werden viele Einbauten, technische Geräte, Schalter und Schilder montiert werden müssen. Diese Arbeit mit den monochromen Farbflächen, Silhouetten, grafischen Elementen am Boden und in der Malerei kann ganz flexibel reagieren, denn alles kann vergrößert, ausgetauscht, verzerrt oder wiederholt werden, ohne dass das künstlerische und inhaltliche Konzept leidet.
Material Boden: 2,5mm Linoleum mit wasserstrahlgeschnittenen Intarsien. Die Aquajet-Technologie ermöglicht die Umsetzung der diffizilen Muster. Beschichtet ist der Boden mit Topshield2, einem sehr verschleißfesten, zweischichtigen, wasserbasierten, UV-vernetzten Oberflächenschutz, der Linoleum ohne zusätzliche Erstpflege noch strapazierfähiger und beständiger gegen alltägliche Gebrauchsspuren macht. Er ist desinfektionsmittelbeständig und daher ideal für Krankenhäuser und dort bewährt. Nach wie vor wird Linoleum bis zu 98% aus natürlichen Rohstoffen hergestellt (Leinöl, Naturharze, Holz- und Kalksteinmehl, Jute sowie ökologisch unbedenkliche Pigmente) und kommt ohne chemische Zusatzstoffe aus. Er ist emissionsarm, frei von PVC, Weichmachern und Synthese-Kautschuk. Linoleum wird CO2-neutral hergestellt und trägt zu einem gesunden Raumklima bei.
Farben Boden: Forbo Linoleum: „walton concrete, cement, lead und flux und green wellness“.
Die warmen Grautöne, die frischen Grüntöne, die schwingenden Formen der Intarsien und der Wandmalerei, sowie der weiche Tritt vermitteln den Menschen ein angenehmes, wohliges Gefühl und lassen sie fast vergessen, dass sie sich in einem Krankenhaus aufhalten.
Material Wände: Mineralische Farben von KEIM können mit einem ausgezeichneten ökologischen Profil aufwarten, und dies über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg: von der ressourcen-schonenden Herstellung über die jahrzehntelange Nutzung der Farben bis hin zur einfachen Renovierbarkeit und zur Entsorgung des Altanstrichs. KEIM Ecosil-ME ist eine hochspezialisierte Silikat-Innenfarbe mit photokatalytischer Wirkung (Raumluft optimierend), die speziell hergestellt wurde für stark frequentierte Innenräume. Hoch scheuer- und abriebbeständig und zugleich schadgasreduzierend, hoch lichtecht (Farbgarantie von zwanzig Jahren), unbrennbar und geruchsneutralisierend wird sie höchsten Ansprüchen gerecht. Die Farbe ist besonders für Allergiker geeignet. Auch Bakterien und Schimmelpilzsporen können durch die Nutzung der Photokatalyse deutlich reduziert werden. KEIM Ecosil-ME ist beständig gegen Desinfektionsmittel (zertifiziert durch den TÜV Süd) und daher ideal für Kliniken. Die Oberflächen von KEIM Mineralfarben haben eine besondere Anmutung, die sich sehen und auch fühlen lässt. Selbst bei sehr intensiven, vollen Farbtönen wird die optische Wirkung nie „laut“, sondern fasziniert durch angenehme Mattigkeit und Farbtiefe.
2. „Circulatio“ – lat. „der Kreislauf“. Ein ca. 5m langes und ca. 2m breites und ebenso hohes Objekt mit dem Gesamtgewicht von ca. 200 kg schwebt wie eine Wolke in der Halle des Treppenhauses.
72 weiße, pulverbeschichtete Aluminiumrohre mit einem Durchmesser von 80 mm und einem Teilkreiswinkel von 80° bei einem Radius von 500 mm bilden ein endloses, schwingendes, schwere-loses Gebilde.
Die Aufhängung erfolgt über Stahlseile und geeignete Anker von der Decke. Drei Stahlseile mit einem Durchmesser von 1,5 mm wären bei ausreichender Sicherheit geeignet, die Last von 2kN zu tragen. Es werden aber mindestens 10 entsprechende Stahlseile verwendet. Es wird noch mit einem Sicherheitsexperten geklärt, ob zusätzliche Sicherungsseile wegen der Überkopfmontage erforderlich sind. Durch die geringe Dicke der Seile scheint das Objekt zu schweben.
An den Wänden und auf dem Boden wiederholt sich das Thema des Kreislaufes in der Eingangshalle.
(Material Malerei siehe KEIM-Farben und Linoleum bei „Achillei“).
Animiertes Objekt auf dem USB-Stick, unterlegt mit Musik „Circulatio 4“.
Spielerisch und mit viel Humor nimmt dieses Gebilde den Lauf des Lebens ins Visier. Es entstehen Assoziationen zu den Begriffen „Verwirrung“, „Ewigkeit“ oder „Endlosschleife“, „Blutkreislauf“, „Geduldsfaden“ usw.
3. „Sonus“ – lat. „Der Klang“
Das große Thema der vorliegenden Arbeit für das Krankenhaus ist, wie bereits oben erwähnt die „Heilung“. Dies soll nicht nur durch die Bildende Kunst angestrebt werden, sondern auch durch Musik. Hierfür werden zwei renommierte Musiker (Saxophon und Gitarre) angesprochen, die einen Kompositionsauftrag erhalten werden zum Thema „Circulatio“ und „Achillei“. Ihre Musik besticht durch Improvisation zu den jeweiligen Formen und Farben. Diese Musikstücke sind in den drei Wartebereichen und im Treppenhaus per Kopfhörer (Museumstechnik) oder via RFID-tags oder über QR-Codes mit den eigenen Smartphones erlebbar. 20 verschiedene Improvisationen stehen frei wählbar zur Verfügung und haben eine Dauer von ca. 3 Minuten pro Stück.
Das angefügte Beispiel der beiden Musiker „Circulatio 3“ besticht durch seine belebende, leichte, rhythmische Kraft. Des Weiteren werden weiche, serielle, minimalistische Töne zu hören sein, die beruhigend wirken.
Musik, Objekt, Malerei und Grafik gehen eine Symbiose untereinander und mit der Architektur ein.