Via Lewandowsky

Zwei Himmel

Das Zeichen, das im Zusammenhang mit Erster Hilfe am stärksten verbunden ist, ist das rote Kreuz. Die Ursprünge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Aber erst im 19. Jahrhundert wurde es als Umkehrung des roten Kreuzes in der Schweizer Nationalflagge zum Symbol für die Organisation einer militärischen Erste-Hilfe-Einheit verwendet. Heute überschneiden sich zivile und militärische Aufgaben im Bereich der medizinischen Betreuung immer wieder und sind entsprechend eng miteinander verbunden. Auch das Symbol des Roten Kreuzes hat sich über seine ursprünglichen Aufgaben als Schutzzeichen und Kennzeichen weiter verbreitet und wird in der Zivilgesellschaft in verschiedenen Zusammenhängen – in Apotheken oder als Beschriftung medizinischer Produkte, auf dem Medizinschrank oder Notfallkoffer – als eindeutiges Symbol wahrgenommen.

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In diesem Kontext wird das Zeichen zur grafischen Auseinandersetzung herangezogen. Mit in verschiedenen Richtungen übereinander liegenden Kreuzen wird eine geometrisch abstrakte und informelle Struktur gebildet. So entsteht ein Gewebe, das ein unregelmäßiges Muster aus geschlossenen und offenen mehreckigen Formen bildet. Keine der Formen ist identisch, sie unterscheiden sich in Größe und Gestalt. Ein geometrisches System mit einer großen Vielfalt an offenen Binnen- und geschlossenen Außenflächen wird so zu einer narrativen Form. Die Vielfalt der Kombinationen wird zum Ausdruck der Allgegenwärtigkeit der Kreuzform und seiner Verwandlung. Die grafische Textur erinnert einerseits an eine amorphe Wolkenlandschaft, kann aber andererseits ein komplexes mathematisches System von Zufall und Ordnung sein.

Bei der Verwendung dieses grafischen Bildes als Deckenspiegel entstehen zwei rechtwinklige Flächen an zwei Schnittstellen der Magistrale: einmal am Anschluß zum Skywalk und zum anderen an der Decke über den Treppenaufgang vom Erdgeschoß in die 1. Etage. Das grafische Muster umschließt die quadratischen Deckenleuchten, die aus dem geplanten Hängeraster verschoben und gedreht werden. Die neue Anordnung der Deckenleuchten wird dynamisch und dadurch Teil des Narrativs des Strukturbildes.

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Der Untergrund ist ein mattes Schwarz. Davor schwebt in einem Abstand von etwa 5 cm vor der Deckenoberfläche die grafische Struktur der Deckenpaneele wie eine Metallschablone. Es entsteht der Eindruck eines mehrdimensionalen, räumlichen Gebildes, das sich über die gesamte Deckenfläche spannt. Die Oberflächen sind metallisch spiegelnd in einen warmen goldfarbenen Ton. Dieser verleiht dem Ort eine Wertigkeit, wie man sie eher aus Museen oder Konzert- und Festsälen kennt. Im Dialog mit der sachlichen Architektur wird der funktionalen Klinikraum in ein feierliches Ambiente getaucht.

Die Projektion des festlichen Gedankens an einen Ort, an dem man diese Stimmung nicht vermutet, versucht den Ort der Ersten Hilfe und Heilung mit Schönheit und Glanz zu würdigen. Das Klinikum als Festsaal verweist auf die unendlichen humanitären Leistungen bei der Arbeit am Menschen.