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Alicja Kwade - „Iustitia“

Konzept: In der Installation, „Iustitia“ soll eine Verbindung zwischen dem Bundesgerichtshof und der unmittelbaren Bevölkerung Deutschlands hergestellt werden. Im Zuge der Erneuerung des Geländes, wie zum Beispiel, dem Vorhaben den Zaun fast unsichtbar und durchlässig erscheinen zu lassen, soll auch hier eine stärkere Transparenz und Verbindung nach außen und zur Bevölkerung hergestellt werden. So sollen 16 der deutschlandweit bekannten Justitia Statuen, im 3D Verfahren eingescannt werden. Anschließend werden Schwert, Waage, Sockel, und alle anderen Justiz- und Machtsymbole, sowie Erkennungszeichen göttlicher Herkunft durch digitale Nachbearbeitung von den Figuren entfernt. Die Körpergesten werden entsprechend angepasst. Wo zuvor ein Schwert oder eine Waage in die Höhe gehalten wurde, wird nun der Arm gesenkt. Nur die Augenbinde als Darstellung der Gerechtigkeit wird wie bei den Original-Figuren beibehalten. Auch die Körpergröße wird auf die eines durchschnittlichen Menschen skaliert. Anschließend werden die Figuren per CNC-Fertigung als positive Formteile gefräst. Von diesen Formteilen werden die Skulpturen in Bronze gegossen und mit einer, den Originalen entsprechenden Patina versehen. Die Steinskulpturen wiederum werden aus den gleichen Steinen wie die Originale gefräst. Durch die Verkleinerung auf Menschengröße, ohne Sockel, werden die Figuren entmystifiziert und den Besuchern gleichwertig gegenübergestellt. Sie interagieren auf Augenhöhe. Die Statuen gleichen nach wie vor deutlich den Originalen aus allen Bundesländern und stehen für die gesamte deutsche Bevölkerung, die sich hier im Garten des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe versammelt.

Durch die Veränderung der Position schauen die meisten der Figuren leicht nach unten, was eine gewisse Demut, und Nachdenklichkeit erahnen lässt. Durch die losen Anordnungen der Figuren, wirken diese Justitias von Alicja Kwade fast spielerisch. Sie evozieren Interaktionen mit den vorbeigehenden Besuchern. Es entsteht eine emotionale Verbindung und Identifikation zwischen dem höchsten Gericht der Bundesrepublik Deutschland und der Bevölkerung. Die Figuren sollen auf dem gesamten Gelände verteilt werden. Teilweise stehen sie zusammen in kleinen Gruppen oder auch einzeln, so dass man immer wieder auf sie stößt und eine weitere Justitia entdeckt. Die genaue Auswahl der Justitia-Figuren soll in Absprache mit dem BGH erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht:

Die Jury würdigt die Pluralität im Konzept, das auf eine Gruppe vielfältiger Figuren setzt und einen Bezug zu den 16 Bundesländern herstellt. Die dadurch entstehenden Dialoge zwischen den Bundesländern wird als spannende Komponente erachtet. Die Figuren bieten einen sehr guten Gesprächsanlass für die Bevölkerung. Die Grundidee, die Justitia zu verbürgerlichen und die damit verbundene Transformation der Figuren wird als sehr interessant angesehen und der Entwurf als elegante Lösung, sich mit dem BGH und dem Thema „Recht“ künstlerisch auseinanderzusetzen. Das Zusammenspiel von außen und innen wird in diesem Entwurf am besten deutlich und die gewünschte Nahbarkeit für das Publikum wird durch die unprätentiöse Erscheinung, die Unmittelbarkeit und Sinnlichkeit der Skulpturen eingelöst. Der Entwurf erhält den 1. Preis und wird zur Realisierung empfohlen.