Anja Gerecke - "Mittendrin"

Konzept: Die grossen Fenster des Erweiterungsbaus BMF geben den Blick frei auf die Fassade des Detlev-Rohwedder-Hauses  – mittendrin im lebendigen Stadtzentrum Berlins. Die Kunst am Bau schafft mit malerischen Mitteln eine Verbindung von Innen- und Aussenraum – und von Bundesministerium und Gesellschaft. An den Wandflächen zwischen den Fenstern wird Malerei auf Leinwand gehängt. Die Formate orientieren sich an der Grösse der Fenster: jeweils zwei Farbflächen und ein Stützpfeiler entsprechen der Breite eines Fensters, im Entwurf 240 cm. Die Höhe der Leinwände entspricht der Fensterhöhe, im Entwurf 300 cm. Die Masse der Kunst am Bau werden anhand der Architektur ermittelt und entsprechend an sie angepasst.

Die Farbflächen sind durch mehrere aufeinander aufbauende Farbschichten so gemalt, das sie bei genauerer Betrachtung changieren und eine räumliche Tiefe entwickeln - und dabei die subjektive Wahrnehmung anregen.

Die Farben dienen der Orientierung und Identifikation: es entstehen belebende und ruhige Bereiche. Abhängig vom individuellen Standpunkt wirkt die Malerei unterschiedlich und entwickelt neue Raumqualitäten- und bezüge: Es werden ruhige, kontemplative Farben im Bereich zum Foyer des Konferenzzentrum gesetzt. Im Bereich vor der Essenausgabe der Kantine sind belebende, kräftige Farben zu sehen. Die Farbtöne kontrastieren die Grau- und Beigetöne der angrenzenden Architektur, bilden visuelle Verweise zum urbanen Leben und stellen Bezüge zum begrünten Innenhof her. Es wird mit malerischen Mitteln eine Bewegung im Raum erzeugt, die ihn visuell öffnet und trotzdem die Raumordnung erhält (im Grundriss als Dreieick sichtbar).

Die Nutzer*innen werden angeregt, sich in der Kantine zu bewegen. Sie können immer die selbe Farbe wählen, oder den Blick (respektive Umfeld) wechseln. Die künstlerische Arbeit ist darauf ausgelegt, immer wieder neu zu erscheinen.

Ein markantes Merkmal der Architektur des Detlev-Rohwedder-Hauses, das im Innenraum der Kantine des Neubaus wiederholt wird, sind die stützenden Betonpfeiler, die in die künstlerische Arbeit integriert werden. Die Leinwände heben die Pfeiler zwischen ihnen hervor. Indem sich die grossformatige Malerei in die vorhandene Architektur einfügt und auf die Pfeiler erweitert wird, verbindet sich die Arbeit mit dem Ort. Vier Farbflächen werden direkt auf die Betonpfeiler im Raum aufgetragen. Es entsteht eine formal ästhetische Verbindung der Architektur des Erweiterungsbaus und dem Gebäude gegenüber und zu den dort vorhandenen Kunstwerken. Ebenso werden in dem Kunstwerk semantische Bildinhalte bewußt vermieden, statt dessen schaffen die monochromen Farbflächen in Verbindung mit der Architektur eine Austauschfläche. Es ensteht ein demokratischer Denk- und Freiraum.

Die Kantine im Konferenzzentrum ist ein Ort der Zusammenkunft, des Austausch und ein Ort an dem Visionen und Ideen für unsere gesellschaftliche Zukunft entstehen. Die gemeinsame Gestaltung der Zukunft ist ein offener Prozess, der immer aus unserer Geschichte heraus entwickelt wird.


Beurteilung durch das Preisgericht:

Farbfelder erzeugen eine interessante Staffelung, die den Raum freundlich öffnet und ihn strukturiert. Es entsteht eine eigene Dynamik die viele spannende Perspektiven mit »Raumerweiterungswirkung« bietet. Die Arbeit rahmt die Ausschnitte der Fenster (Ausblicke) ein und steht in guter Beziehung zum Außenraum. Der Grund für den Wechsel zwischen Leinwand- und Direktbemalung erschliesst sich allerdings nicht. Eine Umsetzung als reine Betonbemalung wird als konsequenter gesehen.