Claudia Barcheri 

„Spray (Gischt)“

Der Standort im Präsidialbereich des BKA ist geprägt von zwei Gegebenheiten: Zum einen gibt es hier keine natürlicheBelichtung, zum anderen wirkt der über zwölf Meter lange Raum durch verschiedene Raumbreiten nicht wie eine Einheit, sondern teilt sich in verschiedene Abschnitte. Es handelt sich nicht um einen Aufenthaltsraum, sondern um einen Verbindungsraum zwischen den Präsidialbüros, der an seiner schmalsten Stelle nur 1,70 Meter breit ist.

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Das einzige Element, das hier in seiner Gesamtheit wirksam wird, ist die zwölf Meter lange Wand. Darum bietet diese sich als Standort an. Eine Wandarbeit darf hier allerdings formal und farblich nicht zu aufdringlich sein, um den Raum nicht noch enger wirken lassen. Andererseits auch nicht zu dezent, weil sie so nicht ausreichend zur Geltung kommt.

„Spray“ (Gischt) geht auf diese Gegebenheiten ein, indem sie die Wand großflächig und zur Gänze gestaltet. Zudem ist die Installation aus dreifach geschichtetem und besprühtem Acrylglas so konzipiert, dass sie auch in der Schrägansicht, die sich beim Betreten des Foyers ergibt, den Blick auf sich zieht.

Mit Hilfe einer Schablone und Lackfarben werden abstrakte, fächerartige Silhouetten auf die Rückseite der Glasscheiben gesprüht. Das Farbspektrum soll hier eher hell und freundlich sein. Ausgehend von den vorherrschenden Braun und Weiß-Tönen der Inneneinrichtung bieten sich verschiedene Abstufungen von Blau, Violett und Rosa – mal kräftig, mal pastellig – an.

Durch leichtes Verschieben der Schablone ergeben sich immer neue Umrisslinien, die sich im mehrschichtigen Farbschleier zu neuen Formen verdichten und den Eindruck verlangsamter Bewegung – wie Slow Motion – erzeugen. So wird die Oberfläche visuell aufgelöst in ein farbiges Flirren mit Tiefenwirkung, in vibrierende Schichten, die wie Gischt über die Wand spritzen. Trotz seiner Gegenstandslosigkeit entwickelt das Wandbild in der Anschauung impressionistischen Charakter, basiert aber technisch und materiell auf den Mitteln der Gegenwart.

So soll „Spray“ einerseits im Vorbeigehen einen visuellen Reiz bieten, wenn man das Kunstwerk eher beiläufig aus dem Augenwinkel wahrnimmt. Zugleich erweitert das Wandbild den realen Raum, indem die mehrfach geschichtete Struktur den Blick in die Nahsicht lenkt und ihn weit in die Tiefe des Bildraumes zieht.