Karin Sander - Spektrum
Konzept:
VERBEN AUS DEN FORSCHUNGSLEITLINIEN
Die künstlerische Arbeit für das neue Institutsgebäude des Bundesamts für Materialforschung und -prüfung (BAM) sieht vor, den Eingangsbereich hervorzuheben und die Besucher_innen mit einem Wort-Teppich aus Verben zu empfangen. Diese Wörter entstammen den erläuternden Texten, mit denen sich das BAM öffentlich vorstellt. Dafür werden alle Verben aus den Leitlinien des Instituts herausgesucht und in das vorgesehene Bodenmaterial im Eingangsbereich, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich intarsiert. Die gesammelten Verben ergeben eine Aufzählung der Forschungs- und Materialprüfungstätigkeiten des Bundesamts, sie stellen die Arbeit des Instituts vor und beschreiben sie.
TECHNISCHE UMSETZUNG
Die Verben werden aus den Leitlinien der BAM gesammelt und in ihrer darin vorkommenden Reihenfolge in das Bodenfeld innen und außen integriert, mit der Schrift der BAM typografisch wie ein fortlaufender Text gesetzt.
Die Buchstaben bzw. Wörter werden aus Aluminium vorgegossen, zu Intarsien gefertigt und beim Gießen des Ortsbetons mit in den Boden, der bereits einen entsprechenden Unterbeton hat, eingebunden, das heißt fugenlos eingegossen. Nach dem Durchtrocknen des Materials wird die gesamte Oberfläche des Bodens einschließlich der Aluminiumschrift mehrmals gespachtelt und geschliffen, um die Oberfläche zu verdichten und die Poren zu schließen. Das Schleifen des Bodens erfolgt dann im Nass- und Trockenschliff.
Der vorgesehene gefärbte und geschliffene Sichtestrich im Innen- und Außenbereich ist ein zertifiziertes Zementgemisch nach DIN. Er ist mit den eingesetzten Aluminiumbuchstaben für die Fußbodenheizung geeignet, abrieb- und stoßfest, witterungsbeständig und kann von Liefer- oder Feuerwehrfahrzeugen befahren werden.
Die Aluminiumschrift hebt sich farblich von der Bodenfarbe des Betongemischs ab und macht die Bodenfläche innen wie außen gleichsam homogen, abnutzungs-resistent und langfristig haltbar. Sämtliche Arbeiten, vom Bodenaufbau und Gießen, von der Herstellung der Schrift über das Schleifen bis hin zur Endbehandlung, werden von Fachfirmen entsprechend ausgeführt, die Garantien für die Anforderungen einer dauerhaften Nutzung geben.
Alle Buchstaben sind auf der Bodenfläche gleich weit voneinander entfernt. Aus der Ferne betrachtet, ergibt sich daraus ein abstraktes Muster, das an Spielfelder oder Formeln erinnert. Nähert man sich der Fläche, werden die Worte, die in waagerechten Reihen mit Leerstellen voneinander getrennt sind, gut lesbar.
WIRKUNG
Die Verben charakterisieren das Institut, beschreiben das „Tun“ in den Laboren und Forschungseinrichtungen und beantworten die Frage, „Was machen die Forschenden, was macht das Bundesamt für Materialforschung und -prüfung (BAM)?“ Die Nutzer_innen oder Besucher_innen, die hier ankommen und über den Wort–Teppich das Gebäude betreten, können sich und ihre Tätigkeit im Text wiederfinden. Mitarbeiter_innen und Besucher_innen stellen in den Verben konkrete wie abstrakte Bezüge zu ihren Aufgaben in der Forschungseinrichtung her. Die zusammengetragenen Tätigkeitswörter breiten sich auf dem Boden aus, verdichten sich zum Bild und entschlüsseln subtil und poetisch die Vielfalt des Instituts. Zugleich verweisen die fein ziselierten Buchstaben im Boden auf das Experiment mit Material und Präzision.
Beurteilung durch das Preisgericht:
Die Jury würdigt die klare Sprache der formalen Gestaltung. Auch der Bezug zur BAM wird positiv bewertet, da das Motiv – Wissenschaft in Worte zu fassen – auf einen wichtigen Aspekt der täglichen Arbeit der BAM verweist. Die Einbeziehung des Betrachters, der sich im Spannungsfeld zwischen Lesbarkeit und Wahrnehmung der Gesamtgestaltung bewegt, wird positiv gewertet. Innen- und Außenraum werden elegant miteinander verbunden.