Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Katinka Bock - "Konvergenz mit unbekanntem Radius"

Konzept: Konvergenz mit unbekanntem Radius ist eine zweiteilige Werkgruppe auf dem Vorplatz und im Foyer der neuen BAM-Zentrale in Berlin Adlershof. Die Skulpturen bestehen aus grün-patinierter Bronze und silber-grauem Stein. Der Besucher des Instituts wird außen von einer imposanten eleganten Skulptur empfangen. Zwei amorphe Körper stehen sich gegenüber, nähern sich einander an, stoßen sich ab, scheinen umeinander zu schwingen und bleiben dennoch klar umrissene selbstständige Charaktere. Die Geste ist bewegt, tanzend, trotz Masse. Das ungleiche Paar nimmt Bezug auf eine mathematische Gleichung.
Beide Skulpturen tangieren zwischen technisch und organisch, zwischen Spannung und magnetischer Annäherung. Der leere Zwischenraum nimmt eine Berührung voraus.
Inspiration für das ungleiche Skulpturenpaar sind Fotografien und Filmaufnahmen von Tanzpaaren, wie z.B. des legendären Tanzpaars Ginger Rogers und Fred Astaire, deren Körper in spielerischer Leichtigkeit, physikalische, skulpturale, wie gesellschaftliche Verhältnisse in Bewegungen zu überführen scheinen.
Im Luftraum des Foyers, zentral platziert, erkennt der Besucher ähnliche Bezüge in einer kleineren horizontalen Konstellation: Ein Mobile, eine Gegenüberstellung ungleicher, aber ähnlicher Formen tangiert im perfekten Gleichgewicht.

Der Neubau, der entstehen soll, ist nüchtern und kalt, er gehorcht den rationalen Gesetzen. Kunst gehorcht nicht, aber sie sucht Reibung und Spannung. Ihre Kraft setzt in Bewegung, wenn Material und Form an die Grenzen des Machbaren gehen, wenn sie den Rand auslotet. Genau davon handelt auch die Arbeit des BAM.

Das konzeptuelle Prinzip ist ein physikalisches Rechenspiel. In der Gegenüberstellung zweier Materien mit unterschiedlichen Dichten wird eine Gleichung aufgestellt: Die beiden Körper aus Bronze und Stein haben das gleiche Gewicht. Um dies zu erreichen, müssen Form und Größe unterschiedlich sein. Jedes Material hat spezifische Eigenschaften und technologische bzw. handwerkliche Notwendigkeiten. Die Bronze hat eine höhere Dichte als der Stein, wird aber hohl gegossen, während der Stein als volle Form in Bausteinen gestapelt wird. Ein Körper ist voll, der andere hohl. Die Bronzeform hat ein ca. 1/3 größeres Volumen als jene aus Stein. Auch die Konstruktion bedarf unterschiedlicher Ansätze: Der Steinkörper betont seinen Zusammenhalt mit gerundeten Fugen. Die Bronzeform umspannt seinen fugenlosen Körper mit einer kontinuierlichen Haut.
Die meisten Eigenschaften einer Materie sind abstrakt und nicht sichtbar. Der Entwurf setzt auf die Kraft der Abstraktion und die Vorstellungskraft. Er hakt sich bei beiden ein, wie im Tanz. Nur wenig ist mit dem Auge direkt erfahrbar, aber Wissen und Bildung schaffen Zugang zu unsichtbaren (Macht-)Verhältnissen.

Der Begriff der Konvergenz beschreibt den Wunsch, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, er vertraut auf die Annäherung zweier Kräfte. Der unbekannte Radius der Geste setzt unerwartete Kräfte, Bewegungen und Gefühle frei, ohne die weder Kunst noch Wissenschaft existieren könnten.

Beurteilung des Preisgerichts: 

Die Herleitung des Konzepts wird positiv bewertet, genauso die sehr gute Recherche zur Umsetzbarkeit. Die Jury würdigt die umfassende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Materialien und die menschlich-emotionale, poetische Ebene des Entwurfs. Der Innen- und Außenraum wurden gut miteinander verschränkt. Der Bezug zur BAM sowie die formale Lösung des Mobiles im Innenraum können die Jury nicht überzeugen.

Entwurf Katinka Bock Konvergenz mit unbekanntem Radius