Mischa Kuball - "politeia_(spiegelpolitik)"
Konzept: Der BGH in Karlsruhe erhält auf seinem neugestalteten Freigelände ein Skulpturen-Ensemble aus vier Edelstahlskulpturen mit pulsierendem Licht. Ihre Form leitet sich von gefalteten DIN-A4-Blättern als Träger von Verfassung, Recht und Rechtsprechung ab. Die von diesem Ausgangsformat auf das ca. 10-fache in die Abstraktion vergrößerten Skulpturen reflektieren die Umgebung, (Gerichts-) Gebäude und Passant*innen in ihren spiegelnd polierten Oberflächen. Jeweils zwei Skulpturen stellen als Paar eine Verbindung zueinander her. So entsteht an der Herrenstraße eine visuelle Verbindung zwischen dem „inneren“ Bereich des BGH-Geländes und dem Straßenraum. In der Dämmerung pulsiert weißes Licht aus dem Inneren der mehrfach „gefalteten“ Skulpturen, das den steten Wandel durch gesellschaftliche Prozesse und juristische Kommentare visualisiert.
Entwurfsgedanken:
• Verfassung • Gesetze • Rechtsprechung = sind Säulen der Demokratie, das meiste was wir konsensual als verbindlich betrachten verabreden wir auf DIN-A4.
• Alles startet mit der Verfassung und der Gesetzgebung. Und diese erfordern Rechtsprechung.
• Selbsttragend – „Die Welt ist alles was der Fall ist“, sagte Ludwig Wittgenstein (ca 1918)
• DIN-A4 Seiten beschrieben mit Vereinbarungen bilden eine verlässliche Referenz und reflektie-ren den demokratischen Prozess – ein historischer, verbriefter (sic!) Moment; der sich in der Ge-genwart und gegenwärtigen Zukunft fortschreibt.
• Die Spiegel verbinden ein Innen (Ort der Rechtsprechung) mit einem Außen (Gesellschaft).
• Sie spiegeln und reflektieren die Gesellschaft – und spiegeln den Alltag.
• politeia – „Der Staat“ bei Platon: Rollenverteilung an die Philosophie und die Künste.
• Licht und Staat – bilden ein konstruktives Duett im Geiste der Aufklärung.
• Kunst und Polis – sind Ausdruck freiheitlicher Wechselwirkungen.
• Gesellschaftliche Transparenz der Judikative.
• Trennung der Macht im Staate.
• Gesellschaft und Rechtsprechung sind miteinander demokratisch verbunden.
• Das eine ist im anderen enthalten und bedingt einander.
• Das pulsierende Licht steht für den steten Wandel in der Kontinuität und bezieht sich auf gesellschaftliche Prozesse und juristische Kommentare.
• Alle Gesetze und Vereinbarungen finden Anwendung und sind somit allen gesellschaftlichen Prozessen immanent – inkl. der Kritik an diesen Prozessen.
• Spiegel bilden nicht nur ab was existiert, sondern formulieren diese Verstetigung in der Spiegelung selbst an.
Beurteilung durch das Preisgericht:
Die Jury würdigt die klassische Ästhetik der Skulpturen mit der zum BGH passenden Anmutung von gefaltetem Papier und dem gelungenen Kontrast der Materialien zur Umgebung. Die Verbin-dung von innen und außen ist gut nachvollziehbar. Die Spiegelung und das pulsierende Licht wer-den ebenfalls positiv gesehen. Die Jury ist jedoch unsicher, ob der Betrachter leicht Zugang zu dem Werk findet und den Bezug zum BGH erfassen kann.