Olga Golos

Daily Terminal

Die Arbeit „Daily Terminal“ besteht aus mehreren nebeneinander angeordneten Glasplatten, die vorderseitig bedruckt und in ein filigranes Gitterwerk eingefasst sind. Bei den Glasplatten handelt es sich um ein Satinato-Weißglas in 6 mm Stärke mit einem keramischen Digitaldruck auf der Vorderseite, das anschließend zu einem ESG (Einscheibensicherheitsglas) verarbeitet wird. Die Rückseite des Glases bleibt satiniert und lichtdurchlässig. Das metallische Gitterwerk ist ein immanenter Teil der Arbeit und dient hierbei nicht nur als bloße Halterung, sondern unterstreicht mit seiner schwarzen Färbung auch den skulpturalen und zugleich grafischen Charakter der Arbeit. Zusammen bilden die gläsernen Bildträger und die Gitterrahmen eine einheitliche Reihe, die entlang einer Wand positioniert werden und trotz ihrer reduzierten Formensprache und zeichnerischen Leichtigkeit sehr präsent sind. Jeder gitterartige Rahmen ist ähnlich einem Körperscanner am Flughafen proportioniert und steht auf dem Boden. Lediglich die obere Rückseite jedes Rahmens soll an der Wand punktuell mit Schrauben befestigt und gesichert werden. Dadurch wird eine stabile Konstruktion und eine Entlastung der Wand ermöglicht. Die Größe der bedruckten Glasplatten im Zentrum des jeweiligen Rahmens orientiert sich an der Größe eines Standardkoffers der Größe XL (81 cm x 55 cm).

Image

Konzept

Die Motive der einzelnen Drucke offenbaren beim näheren Betrachten eine komplexe Kombination von unterschiedlichen Objekten, die man vom Durchleuchten des Gepäcks bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen kennt. Mitunter sind darin neben allerlei unerwarteten und bizarren wie witzigen Elementen auch unterschiedliche verbotene Waren zu sehen, die in der Gesamtkomposition kunstvoll verschleiert und so eingebetet sind, dass sie zu harmonischen und fast selbstverständlichen Teilen eines barock wirkenden Bildarrangements werden. Diese Kompositionen sind zwar stets fiktiver Natur, haben jedoch einen stark narrativen Charakter. Sie erzählen viel über den Besitzer der durchleuchteten Habseligkeiten und erlauben dem Betrachter eine gedankliche Annäherung an den Eigentümer der dargestellten Objekte oder auch an die damit verbundene Ereignisse, die man sich wie in einem Krimi in eigener Vorstellung ausmalen kann. Dabei entdeckt man nicht nur mysteriöse und tragische, aber auch lustige und humorvolle Details. Der Betrachter schlüpft dabei selber unweigerlich in die Rolle eines Voyeurs, Regisseurs oder eines Inspekteurs, der einen imaginären Fall untersucht und daraus unterschiedliche Vorstellungen und Szenarien entwickelt. Diese Rolle wird ganz bewusst inszeniert, indem die Bilder erst beim näheren und genaueren Betrachten erkennbar werden und beim flüchtigen Vorbeigehen schnell übersehen werden können. Auf diese Weise soll der Betrachter sowohl über das Dargestellte nachdenken, aber auch die eigene veränderte Rolle wahrnehmen, mit der auch zum Teil eine Verantwortung in der allseits überwachten Gesellschaft mit ihren schnellen Urteilen oder stereotypisiertem Denken wahrgenommen und hinterfragt wird. Auch die Rolle des Gitterrahmens unterstützt die ambivalente Aussage des Gesamtwerks, indem sie einerseits jedes Bild einrahmt und auf ästhetische Weise zur Geltung bringt, aber auch unterschwellig ein Gefängnis und Grenzen assoziiert.