Roland Fuhrmann
confluence¹
Inspiration: Castellum apud Confluentes – Kastell bei den Zusammenfließenden war der lateinische Name des römischen Kastells am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, aus dem das heutige Koblenz entstand.
Konfluenz (engl.: confluency) heißt in der Medizin der Prozess der Heilung, bei dem die Zellen zusammenfließen, bis eine Wunde verheilt ist bzw. sich eine Fläche mit adhärenten (anheftenden) Zellen bedeckt.
Konzept: Die Erschließungsrichtungen der Magistrale führen von beiden Seiten auf eine Brücke zum Nachbargebäude und eine Treppenhalle zu. Die Ströme der Besuchenden fließen hier zusammen: confluence.
Schon beim Begehen des Gebäudes beginnt der Heilungsprozess. Visuell werden die Zellen im Körper zur Konfluenz angeregt, zum Zusammenfluss des verletzten Zellgewebes. Die räumliche Vorgabe der Architektur wird zum Träger des Konzepts. Der künstlerische Eingriff verstärkt dies lediglich und macht es sichtbar.
Der Bezug zur militärischen Festung des Koblenzer Römerkastells macht ebenfalls Sinn, denn der Sanitätsdienst des römischen Militärs war gut organisiert. Das älteste uns bekannte Krankenhaus war ein Militärlazarett (Valetudinarium); entdeckt bei Ausgrabungen eines römischen Legionslagers in Westfalen, das vom Jahr 7 vor bis 9 nach Christus betrieben wurde.²
Umsetzung: Die Installation confluence besteht aus Ringwellen, die von den Eckradien des Gebäudes zur Treppenhalle fließen. Hier verdichten sie sich und münden in eine Welleninterferenz aus ineinanderfließenden Kreisen. Als offenen Hüllformen empfangen sie die Besuchenden, reflektieren und umschließen sie gleichsam mit der Fürsorge des Klinikums.
Durch die bodentiefe Panoramaverglasung der Magistrale im 1. OG sowie der Treppenhalle sind Wand- und Deckenbereich auch von außen gut einsehbar und werden zum Blickfang. Von hier aus betrachtet schließen sich die langestrecken Wandstrukturen und die zusammenfließenden Wellen werden als übergeordnet ganzheitliches Bild erkennbar.
Die Skulptur und die fließenden Radien an der Decke bestehen aus gehärtetem Aluminiumblech, dessen Unterseite spiegelpoliert ist. Die Ringlinien laufen an den Wänden weiter und bestehen hier aus einer halbtransparenten Lasur aus Interferenzfarben (siehe beiliegende Farbmuster). Dieser Lasur sind Pigmente beigegeben, die je nach Lichteinfall und Blickrichtung zwischen zwei Farbtönen changieren.
Der Raumeindruck der Magistrale bleibt erhalten, denn der subtile Farbauftrag und sein Farbenspiel sowie die spiegelnden Deckenlinien werden erst durch die Eigenbewegung der Betrachtenden lebendig. An den Fließrichtungen der Radien hin zur Treppenhalle können sich Patienten und Besuchende besser orientieren. Auch die Interferenzfarben helfen der Orientierung, denn sie erscheinen je nach Laufrichtung anders.
Wartung / Langlebigkeit: Die Installation confluence ist wartungsfrei und verursacht keine Folgekosten. Alle Teile sind unerreichbar für das Publikum, sind unbrennbar, unbegrenzt haltbar, notfalls ersetzbar bzw. erneuerbar und recyclebar. Der Anstrich auf Acryl-Basis ist lichtecht, lösungsmittelfrei und umweltfreundlich.
1 Confluence, engl.: Zusammenfluss, Zusammenwachsen.
2 Vgl.: Juliane C. Wilmanns: Der Sanitätsdienst im Römischen Reich, Hildesheim, 1995
Beurteilung durch das Preisgericht
Die dynamische Linienführung der Arbeit „Confluence" erstreckt sich über den gesamten Innenraum der Magistrale und umschließt diesen damit. Durch die Spiralform wird der Raum in die Höhe vertieft.
Der Entwurf besticht durch die Spiegelung der Materialität sowie die Weiterentwicklung der Linienführung auf den Wänden durch schimmernde Pigmentierungen, Lichtreflektionen suggerierend.