Studio Roland Fuhrmann

Cœur

Inspiration: Der Innenhof bildet das Herz (franz. ur) des Krankenhauses.

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Konzept: Drei identische Ringe verschränken sich ineinander. Sie sind mehrdeutig lesbar. Die Ringe bilden in ihren Anschnitten eine Herzform. Gleichzeitig erinnern sie an Herzklappen, die sich in alle Richtungen öffnen. Dies kann als Bezug auf die Barmherzigkeit (lat. misericordiafranz. charité) interpretiert werden, die ihr Herz den Verletzten und Kranken von überallher öffnet und sich ihrer mildtätig annimmt.
Scheinbar berührungslos schweben die drei Ringe und sind untereinander nur mit dünnen Stahlseilen verspannt. Die Skulptur basiert auf dem sogenannten Tensegrity1-Prinzip, bei dem ein stabiles Stabwerk aus Druck- und Zugelementen gebildet wird, ohne dass sich die Druckelemente (hier: Ringe) gegenseitig berühren. Eingeführt von Kunstschaffenden des Konstruktivismus am Beginn des 20. Jh. sind Tensegrity-Strukturen auch in der Kunst etabliert. Das superstabile und materialsparsame Tragwerksystem Tensegrity ist „die Architektur des Lebens“2, ein Grundprinzip im Aufbau aller Lebewesen  vom Virus bis zum Wirbeltier.3 Dafür steht der Begriff Biotensegrity.

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Die menschliche Wirbelsäule etwa ist ein solches Beispiel. Ihr Aufbau folgt ebenfalls dem Tensegrity-Prinzip. Zwischen einem myofaszialen Netzwerk aus Sehnen und Muskeln (Zugelemente) sind die Wirbelknochen (Druckelemente) verspannt. Auch das Cytoskeletbiologischer Zellen, den kleinsten lebenden Einheiten, funktioniert nach dem Tensegrity-Prinzip.

Die innere Logik der Tensegrity-Skulptur ur beruht auf Wissenschaft und Naturgesetzen. Mit ihrer vernähten Anmutung verdeutlichen die Spannseile das medizinisch notwendige Fixieren, Verbinden, Schienen und Stützen. Zug- und Druckkräfte sind in der Skulptur perfekt ausbalanciert
und vermitteln den Genesenden Hoffnung und Stabilität im ambivalenten Schwebezustand ihres Heilungsprozesses.