Thomas Stricker - "unexpected lightning "
Konzept: Am Eingang des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) in Bonn, auf dem Vorplatz, materialisiert sich ein Blitz – ein schwer vorhersehbares Naturphänomen von flüchtiger Gewalt wird zur bleibenden Skulptur. Ein Augenblick reiner Energie, normalerweise nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar, erstarrt hier zu einem permanenten Zeichen.
Ein Blitz als Skulptur. Tag und Nacht jeweils ganz unterschiedlich sichtbar. Eine skulpturale materielle Leuchtspur die die Wissenschaft, die Natur und die Kunst mit der Stadt und ihrer Bevölkerung verbindet.
Gleichzeitig steht sie symbolisch für die wechselseitige Verletzbarkeit: die des Menschen durch die Natur – und die der Natur durch den Menschen.
Diese skulpturale Untersuchung erkundet die Ambivalenz des Blitzes: das Spannungsfeld zwischen positiver und negativer Ladung, zwischen Schönheit und Bedrohung, zwischen Zerstörung und Erkenntnis. Sie konfrontiert uns mit der Unvorhersehbarkeit des Lebens und unserer Illusion, die Natur kontrollieren zu können.
Ein kraftvolles, zugleich demütiges Plädoyer für das Annehmen des Ausgeliefertseins – als essenzieller Bestandteil unserer Existenz. Ein künstlerischer Versuch Immaterielles in Materielles zu verwandeln, eine extrem kurze Zeitspanne in eine permanente Form zu giessen, die Zeit anzuhalten – als wäre der Himmel zur Erde herabgestiegen.
Beurteilung durch das Preisgericht:
Der Entwurf „unexpected Lightning“ sieht einen 18-20 Meter hohen Edelstahlblitz für den Eingangsbereich des „europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage“ vor. Damit verwandelt sich ein flüchtiger, hochenergetischer Moment in eine dynamisch aufgeladene Permanenz. Als Wetterphänomen bezieht sich der Blitz ganz direkt auf die Arbeit des EZMW´s, kombiniert diesen Bezug aber zugleich mit einer produktiven inhaltlichen Ambivalenz. So gesehen steht der Blitz sowohl für Erkenntnis wie für Bedrohung, sowohl für positive, lebensspendende Energie, wie auch für die Vulnerabilität des Menschen und nicht zuletzt für die Verwandlung von Immaterialität in Materialität. „Unexpected Lightning“ zeigt sich damit als starkes, identitätsstiftendes Zeichen für das EZMW, das gleichzeitig Raum für ganz unterschiedlichen Annäherungen und Diskussionen bietet.
Die Jury zeigte sich beeindruckt von der skulpturalen und inhaltlichen Qualität des Entwurfs und seiner signethaften Ausstrahlung. Positiv wurden zudem die lange Lebensdauer und der geringe Pflegeaufwand der Arbeit hervorgehoben. Kritisch angemerkt wurde, inwieweit die drei vorgesehenen Fundamentpunkte und der relativ geringe Durchmesser des Hauptblitzes (17-20 cm) den statischen Anforderungen an die Skulptur genügen. Zu den für den Nachtbetrieb vorgesehenen Bodenleuchten wurde kritisch eingewendet, dass nach oben abstrahlendes Licht nach den heutigen Vorschriften zum verstärkten Insektenschutz und Vermeidung von Lichtverschmutzung verboten ist.
Visualisierung: Thomas Stricker