Albert Weis 

to talk in riddles 

Der Vorschlag für das Foyer des Besprechungszentrums besteht aus vier dreidimensional gerasterten Strukturen, die wie geometrische Wolken unterhalb der gläsernen Decke hängen bzw. zu schweben scheinen.

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Die Strukturen bestehen aus spiegelnd polierten Aluminiumflachstangen (70 x 8 mm), die zu einem Raster mit einem Achsmaß von 46 zusammengefügt werden. Jede der „Wolken“ bestehen aus mehreren Lagen, die mit einem Achsmaß von 46 cm übereinander hängend montiert werden. Die „Wolken“ werden mit einem Abstand von ca. 50 -136 cm von den Deckenträgern abgehängt. Der Abstand der untersten Ebene zum Boden beträgt ca. 275 cm.

Über die skulpturale Ausformulierung der Panneele und Überlagerung entsteht eine eigene, neue skulpturale Form, die an abstrakte Wolkengebilde erinnert.

Ausganspunkt für den Entwurf ist das Grundraster des Gebäudes mit 550 x 550 cm. Dieses wird nun im Maßstab 1:12 in ein Raster von 46 x 46 cm verkleinert. Es orientiert sich damit an der Breite der gelochten Aluminium-Panneele, die die Wand zu den Konferenzsälen verkleiden.

Dieses neue, kleinere Raster wurde durch unterschiedliche Blickachsen geteilt, gefaltet, übereinandergeklappt und jeweils einzeln weiter gefaltet, so daß räumliche Strukturen enstehen, die aus mehreren Lagen bestehen. 

Im Anschluß werden einzelne Felder mit farbigen Gläsern belegt, bestehend aus 2x4 mm TVG Sicherheits-Weißglas, das zusätzlich mit farbigen 3 mm Echtantik-glas-Scheiben laminiert wird. Die Farben der Gläser orientieren sich an der vorhanden Farbpalette vor Ort – dem Blau der Behörde und des Himmels, dem Rot der bestehenden Ziegelfassade, dem Grün der umgebenden Bepflanzung und Gelb-Orange als komplementäre Farbtöne zu Blau. Jede „Wolke“ wird von einem dieser Farbtöne charakterisiert, wobei die Farben fließend ineinander übergehen.

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Die Gläser werden durch das Tageslicht von oben ideal belichtet und tauchen den Raum partiell in farbiges Licht. Bei Sonnenschein verändern sich zudem je nach Sonnenstand die Farbflächen, sie wandern im Raum umher und verwandeln diesen in einen magischen Farbraum.

 Das Raster als Ordnungsform wird über die Farben emotionalisiert.

Es entsteht der Eindruck mehrerer schwebender Wolken, die den umgebenden Raum wie Prismen in eine Vielzahl von Licht- und Farbreflektionen kristallisieren. 

Eingeordnet in das quadratische Raster der „Wolken“, ergibt sich eine Struktur, die auch an ein dreidimensionales Kreuzworträtsel erinnert. Daher der Titel to talk in riddles. ‚riddles‘ bedeutet im Englischen ‚Sieb’ und ‚Raster’. Im Deut-schen wird das Sprichwort jedoch eindimensionaler mit „in Rätseln sprechen“ übersetzt.

Die Zuordnung der Farbgläser in die einzelnen Felder der Rasterstrukturen richtet sich nach einem alltäglichen, aber zufälligen Vorgang im Verwaltungsgebäude – dem Lochen von Briefen und Dokumenten, um sie in Ablagen und Aktenordnern einzuheften.

Wenn nach Jahren einmal der Locher entleert wird und sich die gelochten Papierteilchen auf dem Schreibtisch ausbreiten, entsteht ein zufälliges Bild aus vielen weißen Teilchen, unter die sich gelegentlich einzelne farbige mischen. 

Übereinander geschichtet verdichten sich die Rasterstrukturen je nach Stand-punkt des Betrachters zu komplexen räumlichen Gebilden. Das Raster ist eines der grundlegenden Verfahren in der Ermittlungsarbeit von Sicherheitsbehörden, das mit dem Begriff der ‚Rasterfahnung‘ geprägt ist. Je nach Standort hat man teils einen klaren Blick durch ein geordnetes Raster, teils verdichten sich die Strukturen, was die dreidimensionale Wirkung verstärkt. Die durch die Überlagerung teilweise entstehende Verdichtung könnte auch Sinnbild dafür sein, daß sich der Blick auf eine Sache verunklären kann, wenn sich zuviele Aspekte übereinanderlegen.

Die Skulptur to talk in riddles überprüft unsere Wahrnemungsgewohnheiten und unser Verhältnis zur Realität und zum Alltag. Gleichzeitig entsteht ein unmittelbarer magischer Eindruck und eine Neugier, das geometrische Objekt zu verstehen und zu entschlüsseln.