inges idee 

RIFIFI 

An zentraler Stelle des Foyers durchbricht ein monumentaler, mit Diamanten besetzter Bohrkörper die Decke. Aus dem Inneren seiner Doppelhelix tritt ein spotartiger Lichtkegel aus, der den darunterliegenden Terrazzoboden sanft beleuchtet. Im Boden eingelassene und verschliffene Glassplitter evozieren glitzernden Bohrstaub und verbinden Decke und Boden zu einer offenen, mehrschichtig deutbaren Erzählung.

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Die Skulptur stellt einen Hybrid zwischen einem riesigen, diamantbestückten Werkzeug und einem modernen Lüster dar und ist gleichermaßen verführerisch wie potentiell subversiv. Das aus dem Bohrkörper flutende Licht und der vermeintliche Bohrstaub am Boden deuten auf die brachiale Perforation der Decke hin. Die Eleganz des Werkzeugs relativiert diesen Eindruck jedoch sofort. Das hybride, wie von einer Überwachungskamera festgehaltene Bild, bleibt in einer interpretatorischen Schwebe, kostbare Materialien und angedeutete Handlung ringen um die Deutungshoheit.

Der runde Bohrkörpers setzt sich zu den übrigen kubischen Säulen in Beziehung, deren Raster er jedoch verlässt und so auf den Eingriff von oben verweist, der sich nicht an der vorgegebenen architektonischen Struktur orientiert. Obwohl das Foyer durch großzügige Fenster hinreichend erhellt ist, wird hier Licht als gestaltendes Element eingesetzt. Dies jedoch nicht zum Zwecke der Ausleuchtung, sondern um den Bereich zwischen Decke und Boden zu aktivieren, und auf verborgene Räume und Motive zu verweisen. Es könnte sich um ein gewaltsames Eindringen, einen dreisten Einbruch handeln, wie verewigt im Kriminalfilmklassiker Rififi, wobei der monumentale Bohrkopf hier mit der erhofften Beute und den Objekten der Begierde, den Diamanten, verschmilzt. Ebenso könnte es sich aber auch um eine versteckte Under-Cover Aktion handeln, bei der eine als Kronleuchter getarnte Sonde, eine Art Trojaner, Licht ins Dunkel bringt soll, um erhellende Erkenntnisse und Aufklärung zu ermöglichen.
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Vermeintlich „wasserdichte“ (Sicherheits-) Architekturen können sich durchaus als vulnerabel herausstellen. Das gilt für eine Betondecke ebenso wie für eine Behörde oder eine abgeschottete kriminelle Vereinigung. Das physische Perforieren der Decke erschließt hier metaphorische Räume, die multiple (Ge)Schichten und Agenden vorstellbar werden lassen. Der spezifische Ort des BKA wirkt als Katalysator für vielschichtige und offene Interpretationsmöglichkeiten.  

Beurteilung durch das Preisgericht

Als humorvoll und begeisternd wird die Arbeit von der Jury beschrieben. Die theatralische Wirkung des Entwurfs durch die Darstellung in der Dunkelheit wird in Realität allerdings anders sein. Die Wirkung bei Tageslicht wird weniger imposant, aber trotzdem interessant sein. Wenn die Edelsteine in dem Terrazzoboden eingeschliffen sind, wird auch die Ebene auf dem Boden eine andere Wirkung haben als auf dem Plakat dargestellt. Die Geste, demonstrativ in den Raum einzugreifen, wird von der Jury gelobt sowie auch die Erinnerung an spektakulären Raub, der nach wie vor stattfindet und oft auch nicht aufgeklärt werden kann. Der Entwurf stellt eine neue Art von Kunst am Bau zur Diskussion.

Der Entwurf hat einen gut gewählten Titel, der vielleicht auch bewirkt, den Film RIFIFI anzusehen und die Arbeit mit dem inhaltlichen Kontext des Films zu betrachten. Die Wirkung der Arbeit könnte sehr viel leiser sein als sie auf dem Plakat erscheint. Ihre Wirkung wird aber insgesamt als positiv bewertet. Der Bohrer hat in seiner Dimension ein fast menschliches Maß und wird sich wahrscheinlich mehr über die Perspektive auf der oberen Treppe erschließen als durch den großen Raum. Die Korrespondenz (Sichtbeziehung) zum Entwurf 001004 wird als positiv beschrieben.