Matthias Lehmann

VERSTRICKT

Viele Begriffe und Redewendungen aus dem textilverarbeitenden Handwerk können mit Vorgängen assoziiert werden, die umgangssprachlich in Verbindung mit Verbrechen und Kriminalität allgemein, sowie deren Fahndung und Aufklärung Anwendung finden:

Verstrickung, verstrickt
verfilzt, Filz
fauler oder hinterlistiger Strick
betrogen nach Strich und Faden
fadenscheiniges Alibi
Fadenzieher
Jemandem einen Strick drehen
einem roten Faden folgend
Verflechtung, Verwicklung
vernetzt, Netzwerk
ins Netzt gehen
etwas aufdröseln oder entwirren.

Image

Positiv oder negativ konnotiert entwickeln diese eine Bildhaftigkeit, welcher der Entwurf VERSTRICKT mit humoristischen Mitteln spielerisch folgt.

So kann der „Rote Faden“ für kriminelle Handlungsweisen stehen, welche sich selbst beim „stricken“ ihrer Machenschaften verheddern oder man verfolgt beginnend mit dem roten Knäuel, einen fiktiven Fahndungsverlauf, bei welchem jede Kehrtwendung, jeder Kreuzungspunkt neue Erkenntnisse hervorbringt, was schlussendlich zur Festsetzung des „Strickenden“ und zu dessen Handlungsunfähigkeit führt.

Die Anordnung fügt sich in die bestehende Architektur und reagiert auf ihre räumlichen Besonderheiten. Bespielt werden die ersten sechs Säulen, die sich um den Empfangstresen des Eingangsfoyers gruppieren.

Die Geschichte beginnt mit dem Schluss, dem Happy End - eingeklemmt zwischen den Säulen, fest verwickelt, gefesselt, begrüßen den Ankommenden zwei mächtige Stricknadeln, denen das Handwerk gelegt wurde, die nicht mehr stricken können. Die BesucherInnen des Gebäudes folgen einem roten Faden über mehrere Windungen und Ebenen bis hin zu einem am Boden liegenden Wollknäuel, welches es vielleicht noch zu entwirren gilt.

Identifikationsmöglichkeiten für die NutzerInnen ergeben sich im anspruchsvollen Arbeitsbetrieb, in dem die humoristische Form der Visualisierung individuell einen beflügelnden Ansporn hervorrufen kann. Die künstlerische Anordnung entwickelt ein erzählerisches Moment, eine Situation innerhalb einer fiktiven Geschichte, welche die RezipientInnen nach ihren Vorstellungen und in Abhängigkeit ihres Befindens fortführen oder vervollständigen können.