Olga Golos

Die Wolken 

Die raumgreifende Installation besteht aus Wolkensilhouetten, die aus einem 3mm dicken, pulverbeschichteten Aluminiumblech angefertigt werden. Diese filigranen und aufgrund ihrer Schraffierungen betont grafisch wirkenden Wolken sollen unter dem Dach in einigen Abständen zueinander ähnlich einer Bühnenkulisse an Stahlseilen aufgehängt werden und sowohl von außen als auch von innen sichtbar werden. Die Höhe der Hängung variiert leicht und somit werden die unteren Ränder der Wolkensilhouetten durchschnittlich etwa 3,5m über dem Boden hängen. Das Erscheinungsbild der Wolken ist minimalistisch streng und soll das elegante und strenge Erscheinungsbild der Architektur teilweise aufgreifen und mit diesem in einen Dialog treten.

Image

Die Wolkenbilder sind seit jeher ein oft zitiertes Motiv. Ihre ephemere und stets wechselnde und somit flüchtige Form verleitet den Menschen dazu, unterschiedliche Assoziationen zu entwickeln und Bilder darin zu sehen, die man aus dem Alltag kennt - Gesichter, Tiere und ähnliches. Schamanen unterschiedlicher Urvölker haben anhand der Wolkenformationen die Zukunft gedeutet und das ewige Leben der Seele eines verstorbenen Menschen spielte sich unter anderem in der christlichen Mythologie im Wolkenreich. Der ewige Traum des Menschen, den Wolken näher zu sein, verleitete ihn dazu, Wolkenkratzer zu bauen und Flugzeuge zu entwerfen. Unsere Sprache kennt zahlreiche positive Ausdrücke wie „Auf der siebten Wolke zu schweben“ und auch negativer wie „Die dunklen Wolken ziehen auf“, die wir unwillkürlich je nach Situation gebrauchen. In der Kunstgeschichte sind Wolkenbilder ebenfalls ein immerwährendes Thema, ob auf barocken Gemälden, den abstrakten Wolkenbildern von Gerhard Richter, den Cloud Cities von Tomas Saraceno, in den Berndnaut Smildes Werken oder bei anderen Künstlern sind sie sehr präsent. Aber auch digitale Wolken, die Informationen und Bilder speichern, prägen unser Leben und Arbeit sehr stark. Wir speichern unsere Daten in diesen Wolken und teilen sie mit anderen Menschen. Solche Daten geraten nicht selten ins Visier des Kriminalamtes, da auch Wolken missbraucht werden können.

Vor diesem ambivalenten und facettenreichen kulturellen Hintergrund ist auch diese Arbeit entstanden.

Es ist mir ein großes Anliegen, dass alle diese Aspekte bei der Betrachtung der Arbeit ins Bewusstsein gerückt werden. Je nach Betrachterwinkel überlagern sich die einzelnen Linien und erschaffen neue Bilder von Wolken oder verschwinden gänzlich, wenn man sich direkt darunter stellt, sodass lediglich eine sehr dünne und kaum wahrnehmbare schwarze Linie übrigbleibt und die Architektur dahinter zum Vorschein kommt. Die wechselnden Zustände zwischen einer scharf gezeichneten Fläche und einer nicht greifbaren Linie verdeutlichen den wechselbaren Charakter dieses Werks und ermöglichen jedem Betrachter eine eigene Sichtweise und Perspektive zu entwickeln.