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stoebo - Bogman & Störmer, Berlin  "Die gute Erde"

Konzept: Der Entwurf Die gute Erde besteht aus sieben kreisrunden Basreliefs, die sich bündig in der Stirnwand des Foyers befinden. Thematisch zeigen die Flachreliefs Strukturen und Muster verschiedener Agrarlandschaften verschiedener Erdteile der Welt aus großer Höhe betrachtet, die aus einem digitalplastischen Formprozess resultieren. In der Summe ergibt sich ein weitgefächertes Spektrum faszinierender Ausblicke auf die Erdoberfläche, die von der Vielfalt regionaler Agrarkulturen, von landschaftlichen Charakteristika und von unterschiedlichen Strategien in der Landwirtschaft erzählen.

Sieben Sphären, die in ihrer Anordnung in etwa der Verteilung der Kontinente entsprechen, spiegeln Vielfältigkeit und Erfindungsreichtum menschlicher Anstrengungen sich die Erde landwirtschaftlich nutzbar machen zu wollen. Als ausschnitthafte Einblicke verdeutlichen die Reliefs die Schönheit der Erde und ihrer, durch landwirtschaftliche Tätigkeit geformten Oberflächenstrukturen, die nahezu abstrakt, fast „künstlerisch“ anmuten.

Als Ensemble freier, abstrakter Formen, in ihrer Erscheinungsform stark variierend, präsentieren sich die Kreisausschnitte als solitäre Sphären, die sich schwerelos über die Wand erstrecken. Die skulpturalen Einprägungen werden zum integralen, bauplastischen Bestandteil der Architektur. In ihrer Anmutung – teils streng geometrisch, teils verspielt abstrakt, teils organisch mäandernd – entstehen imaginative Strukturen, die zum freien Assoziieren anregen.

In einer weiteren Ebene, die auf den Reliefs aufgesetzt ist, befinden sich Metallkugeln, die in geometrischen und organischen Mustern angeordnet sind und die schematisch an die Prinzipien unterschiedlicher Aussaatmuster erinnern. Jedem der sieben Reliefs ist eigenes Metall zugeordnet. Es werden unlegierte Metalle, also Reinmetalle, die Bestandteile des Periodensystems sind, verwendet. (bspw. Aluminium, Blei, Eisen, Gold, Kupfer, Silber, Magnesium, Zinn, Zink.)
Der Entwurf setzt bei der Forschungsarbeit des JKI an. Er rückt Potentiale und mögliche Strategien in einen greifbaren Fokus und thematisiert diese indirekt. Allgemein lässt der Entwurf auch Erinnerungen an die technologischen Entwicklungen, die Geschichte und die Traditionen weltweiter Landwirtschaft anklingen und schafft so auch Bezüge über das Heute hin zum Gestern.

Als Bindeglied zwischen gestern und morgen, zwischen regional und global, zwischen innen (Forschung) und außen (Umsetzung) repräsentiert der Entwurf in dezenter Weise das thematische Spannungsfeld und das damit verbundenen Selbstverständnis des Julius-Kühn-Instituts, mit seinen vielfältigen Forschungs- und Tätigkeitsbereichen

Beurteilung durch das Peisgericht:

Der Wettbewerbsbeitrag DIE GUTE ERDE besteht aus sieben kreisrunden Flachreliefs, die sich in freier Anordnung über die zentrale Wand des Foyers verteilen. Jedes Relief übersetzt das Luftbild einer anderen Agrarlandschaft der Erde in haptisch-plastische Betonstrukturen, symbolisch typische Strukturen verschiedener Erdteile. Jedem Relief zugeordnet findet sich eine weitere Materialebene von geometrisch angeordneten Kugeln unterschiedlicher Metallarten. Die jeweilige Metallart und die geometrischen Muster spiegeln diverse Agrarstrategien wider, wie beispielsweise Aussaatmuster, Anbauarten und Kulturpflanzen. Die Menschen verschiedener Kulturräume haben durch Anbaumethoden und Wahl der Pflanzen das Erscheinungsbild der Erdoberfläche im wahrsten Sinne des Wortes „geprägt“, wie das Relief nun in die Wand geprägt ist. Jedes Relief ist einzigartig und stellt den über Jahrhunderte gewachsenen Status Quo dar. Die Metallkugeln bzw. Geometrien verbildlichen, wie der Mensch aktuell mit diesen Gegebenheiten umgehen kann und diese auch zukünftig „prägen“ kann. Damit schlägt der Entwurf eine inhaltliche Brücke vom Regionalen zum Globalen, vom Vergangenen zum Zukünftigen. Die Arbeit ordnet sich in den architektonischen Raum harmonisch ein und nutzt die Möglichkeiten des Schalungsbetons, um eine untrennbare Verbindung mit dem Bauwerk einzugehen. Von verschiedenen Standorten im Atrium kann der Betrachter nahe an die Reliefstrukturen herantreten. Die gewählte Thematik entspricht dem Arbeitsfeld des JKI. Die künstlerische Herangehensweise bietet ein klares Konzept, das jedoch genug Offenheit bewahrt, um in der Werkplanung eine Zusammenarbeit mit dem JKI zu ermöglichen. Der Entwurf verspricht eine spannende künstlerische Umsetzung mit hohem Identifikationspotential für das JKI, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Gästen.

Stoebo - die gute Erde

Visualisierung: stoebo